Nach heutigen Maßstäben war Alois Mock ein seltsamer Politiker. Er hat nämlich etwas gewollt.

Soll heißen, er wollte etwas verändern, gestalten, er hatte eine Vision, ein Konzept, ein Ziel, das er mit fast selbstzerstörerischer Hartnäckigkeit verfolgte. Mock wollte Österreich in der EU haben. Er war als ÖVP-Obmann und Außenminister ab 1987 zutiefst davon überzeugt, dass wir aus wirtschaftlichen Gründen, aber noch mehr aus Gründen der Staatsidee nach Europa gehören.

Dafür kämpfte er fortan mit vollem Einsatz (wobei er die Überzeugung mit dem damaligen SPÖ-Kanzler Franz Vranitzky teilte, mit dem ihn sonst sehr wenig verband). Daran erinnert man sich jetzt anlässlich seines 80. Geburtstags, den er schwerkrank erlebt.

Mock war ein klassischer "Schwarzer", ein niederösterreichischer Christlich-Sozialer, mit Auslandserfahrung und ungewöhnlicher Fremdsprachenkenntnis zwar, aber konservativ bis in die Knochen. Die "Roten" ertrug er nur schwer, dass es bürgerliche Liberale gibt, versuchte er immerhin zu verstehen, ganz geheuer waren sie ihm nicht. Gegenüber Jörg Haider hatte er keine Berührungsängste. Was man an Kurt "Ich habe nur meine Pflicht getan" Waldheim kritisierte, hat er nie verstanden. Viele machten sich auch etwas lustig über seine missionarische, ernstnehmerische Art. Aber - und das kann man von wenigen heute sagen - man musste ihn selbst ernst nehmen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 12.6.2014)