Wien - Ihre Vorgängerin hatte bereits 2011 einen Anlauf unternommen, erfolglos. Obwohl die damalige Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) bereits eine Änderung der Lehrpläne vorbereitet hatte und der Einführung eines an der Uni Graz ausgearbeiteten Lehramtsstudiums für Türkisch aus SPÖ-Sicht "nichts mehr im Wege" stand, scheiterte man an zwei zentralen Punkten: dem "Nein" des schwarzen Koalitionspartners und der fehlenden Finanzierung für den Studiengang.

Heute, drei Jahre später, steht Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) zur Umsetzung des Plans, Türkisch als Maturafach anzubieten, zumindest eines dieser Hindernisse nicht mehr ganz so prominent im Weg. Denn die ÖVP bewegt sich bei dem Thema. Oder, genauer gesagt, es mehren sich die Stimmen derer, die nicht gleich abwinken. In den Worten von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner: "Wenn man es als Fremdsprachenfach lernt, habe ich damit kein Problem." Auch Außenminister Sebastian Kurz hält es "für unproblematisch, ein Angebot zu haben".

Ja, aber

Einschränkung Mikl-Leitners: Unvorstellbar wäre es, in Türkisch statt in Deutsch zu maturieren, also das Maturafach Deutsch zu ersetzen oder die Matura gänzlich auf Türkisch abzulegen. Das war allerdings auch zu keinem Zeitpunkt der Diskussion geplant. Auch Kurz fügt ein Aber an: Für die Integration sei das kein Thema von großer Bedeutung.

Angestoßen hatte die Debatte die schwarze Wiener Bildungssprecherin Isabella Leeb, für die "nichts dagegen" spricht, Türkisch anderen Sprachen wie Französisch, Russisch, Polnisch oder aus Bosnisch, Serbisch und Kroatisch gleichzustellen, die bereits jetzt als zweite lebende Fremdsprache im Unterricht angeboten werden. Nur an der ÖVP-Spitze will keine rechte Begeisterung aufkommen: "Nur weil Erdogan (der türkische Premier, Anm.) nach Österreich kommt, brauchen wir uns jetzt nicht irgendeine Diskussion aufzwingen lassen", sagte Parteichef Michael Spindelegger.

Positive Direktoren

Aber auch im Bildungsministerium geht man die Dinge gemächlich an: "Wir machen derzeit eine Bestandsaufnahme" heißt es auf Anfrage des Standard, sei doch die rechtliche Umsetzung von Schule zu Schule verschieden, das Problem des nicht vorhandenen Lehramtsstudiums nach wie vor virulent und der Koalitionspartner nicht rasend motiviert. Zudem gebe es bereits Schulversuche. In einer Umfrage von SOS-Mitmensch sprechen sich rund drei Viertel von 50 befragten AHS-Direktoren für Türkisch als Fremdsprachenmaturafach sowie für die Einführung eines Lehramtsstudiums Türkisch aus. (riss, DER STANDARD, 12.6.2014)