Die Raubwanze Rhodnius prolixus ist der Überträger der Tropenkrankheit Chagas, die vor allem in Mittel- und Südamerika verbreitet ist.

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Neue wissenschaftliche Erkenntnisse könnten den Kampf gegen die parasitäre Erkrankung Chagas deutlich verbessern. Eine Studie von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) und der WHO hat ergeben, dass sechs der elf auf dem Markt verfügbaren Schnelltests absolut zuverlässig sind. Bislang galt die Diagnose von Chagas als sehr kompliziert, weil die Blutproben im Labor analysiert werden mussten. Chagas wird durch Raubwanzen übertragen und tritt vor allem in Ländern Lateinamerikas auf.

Sehr zuverlässig 

Zum ersten Mal seit der Entdeckung der Chagas-Krankheit vor 105 Jahren beweist eine unabhängige Studie, dass verschiedene auf dem Markt erhältliche Schnelltests sehr zuverlässig sind. Das ist ein Wendepunkt im Kampf gegen Chagas, denn das bedeutet, dass es möglich ist, die Krankheit ohne aufwändige Labortests zu diagnostizieren. Das ermöglicht eine deutliche Ausweitung der Behandlung von Chagas.

Von den elf verfügbaren Schnelltests zur Diagnose von Chagas sind sechs sehr wirksam. Es gab keine großen Unterschiede, egal in welchem geografischen Gebiet sie verwendet wurden. Die Studie beruht auf der Analyse von 474 Blutserumproben, die zuvor konventionell auf Triponosoma cruzi (so der wissenschaftliche Name des Chagas-Erregers) in insgesamt elf nationalen Referenzlaboratorien in Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Costa Rica, Mexiko, Spanien, Frankreich, Japan und in den USA getestet worden waren.

"Revolutionär"

"Das ist revolutionär. Wir können nicht länger sagen, wir hätten keine Schnelltests zur Diagnose von Chagas, und deshalb gibt es auch keine Entschuldigung mehr, dass wir die Chagas-Kranken nicht behandeln", sagt Laurence Flevaud, Labor-Beraterin von Ärzte ohne Grenzen und Koordinatorin der Studie. "Gemäß den Resultaten funktionieren die Schnelltestverfahren weltweit, von Japan über Europa bis Amerika. Wir haben die Mythen über die Diagnose der Chagas-Krankheit zerschlagen.“

Jährlich sterben etwa 12.000 Menschen an Chagas. Nach Schätzungen stecken sich zwischen sieben und acht Millionen Menschen pro Jahr neu an. In Lateinamerika ist Chagas eine der größten Gesundheitsrisiken. In früheren Jahrzehnten hat es auch Einzelfälle in Nordamerika, Europa und der Asien-Pazifik-Region gegeben. Die Ursache dafür lag wohl vor allem in der Migration von Bevölkerungsgruppen. (red, derStandard.at, 11.6.2014)