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Großkunde Emirates will keine A350 mehr haben.

Foto: apa/epa/Guillaume Horcajuelo

Kurz vor dem Marktstart des Langstreckenfliegers A350 stornierte die arabische Fluggesellschaft Emirates ihre Bestellung über 70 Jets des Typs, wie der europäische Flugzeugbauer Airbus mitteilte. Das entspricht neun Prozent des Auftragsbuchs für die neue Maschine, deren Entwicklung rund 15 Milliarden Dollar verschlungen hat. Die rasant wachsende Airline aus Dubai habe die Stornierung mit einer Überprüfung des Flottenbedarfs begründet. Emirates schielt seit längerem vor allem auf den größeren Jumbo A380. Von diesem hatte die Fluggesellschaft im November überraschend 50 zusätzliche Modelle bestellt. Als Zeichen für ein Abschwächen des Emirates-Wachstums werten Experten die A350-Abbestellung daher nicht.

Großzügige Bestellpraxis

Emirates ist für seine großzügige Bestellpraxis und Begeisterung für neue Flugzeugtypen bekannt. 2007 hatte die Gesellschaft 50 Flieger vom Typ A350-900 und 20 des größeren A350-1000 bestellt. Die ersten Maschinen hätten 2019 geliefert werden sollen. Seinerzeit lag der Bestellwert insgesamt bei 16 Milliarden Dollar, nach aktuellem Listenpreis beträgt er 22 Milliarden Dollar. Die ersten Kunden erhalten in der Regel aber kräftige Rabatte.

Emirates dringt seit längerem auf neue spritsparendere Turbinen des größten Airbus-Passagierjets A380. Sollte der Antrieb modernisiert werden, will das Unternehmen weitere Maschinen bestellen. Die Araber sind mit 140 Orders größter A380-Kunde. Sollte der Antrieb modernisiert werden, will das Unternehmen weitere Riesenjumbos bestellen.

Aktie rutscht ab

Die Airbus-Aktie sackte in Paris nach der Abbestellung um mehr als vier Prozent ab. Der Konzern versuchte die Anleger zu beruhigen: Ein halbes Jahr vor dem geplanten Auslieferungsbeginn stünden weiter 742 verbindliche Bestellungen in den Auftragsbüchern. Das Unternehmen aus Toulouse komme gut mit den finalen Entwicklungen voran und sei auf dem Weg zur Zulassung in den kommenden Monaten. Das Interesse der Kundschaft an dem Konkurrenzmodell zum Boeing -Dreamliner sei weiter hoch. Im laufenden Jahr sei mit weiteren Orders zu rechnen. Das erste Serienmodell soll Qatar Airways Ende des Jahres bekommen.

Doch Experten bleiben skeptisch. "Emirates war einer der ersten Kunden, die sich für das neue Modell interessiert hatten, blieb aber immer ziemlich kritisch, was Spezifikationen des Fliegers angeht", sagte Analyst Andy Chambers von Cantor Fitzgerald. Sein Kollege Markus Turnwald rechnete vor, dass Airbus im laufenden Jahr netto auf lediglich 133 Bestellungen des A350 komme. "Das ist klar eine negative Überraschung." Airbus scheine Marktanteile gegenüber Boeing zu verlieren: Von dessen Dreamliner 787 seien bis dato mehr als 1000 bestellt worden. Allerdings: "Der Emirates-Auftrag könnte mit nennenswerten Rabatten verbunden gewesen sein. Das könnte nun mittelfristig gut für die Rendite sein", sagte Turnwald. Derartige Signale gab auch Airbus-Vertriebschef John Leahy: "Kommerziell ist die Absage nicht gut, aber finanziell ist das keine schlechte Nachricht."

Das Passagierflugzeuggeschäft ist die Stütze des Airbus-Konzerns, der sich zunehmend weniger auf seine Rüstungssparte verlassen kann. Für die keimt nun neue Hoffnung in Japan auf. Zusammen mit Kawasaki Heavy Industries wolle Airbus an einer Ausschreibung für einen neuen Militärhubschrauber teilnehmen, sagten mehrere Insider. Der Auftrag könnte ein Volumen von zwei Milliarden Dollar haben. Kawasaki hatte bereits 2012 den Zuschlag für den Transporthubschrauber UH-X erhalten. Im darauffolgenden Jahr wurde der Auftrag entzogen. Zwei Offiziere der Streitkräfte hatten zugegeben, Informationen über das Ausschreibungsverfahren weitergegeben und der Firma so geholfen zu haben.(APA, 11.6.2014)