Wien – Der Zeitplan bleibt aufrecht: Noch heuer werden die ersten Fernverkehrszüge am neuen Wiener Hauptbahnhof halten. Am 14. Dezember mit Einführung des Winterfahrplans treten die Änderungen in Kraft, wie Christian Kern, Vorstandsvorsitzender der ÖBB, am Dienstag bei einer Pressekonferenz sagte. Ab dem Zeitpunkt gibt es auch eine direkte Verbindung des ICE aus Linz zum Flughafen. Im Oktober eröffnet zudem das Einkaufszentrum Bahnhof-City.
Vor allem Fahrgäste aus dem Norden, Süden und Osten profitieren laut ÖBB vom intensivierten Teilbetrieb, nur der Verkehr der Weststrecke wird erst ab Dezember 2015 über den Hauptbahnhof abgewickelt. Dann planen die ÖBB ein "Doppel-Hub-Konzept", das nicht nur den neuen Bahnhof, sondern auch Wien Meidling als Umsteigeverbindung zwischen Süden und Westen integrieren soll. Ab 2016 wird dann auch die Verbindung zum Flughafen mit 30-Minuten-Intervallen deutlich intensiviert.
Dramatisch komfortabler
"Der Hauptbahnhof wird von jeder U-Bahn und Schnellbahn-Station binnen 30 Minuten erreichbar sein", meinte Kern. Besonders Bewohner im Süden von Wien können mit Zeitersparnissen von bis zu einer halben Stunde rechnen. Auch bei den Fernverkehrsverbindungen rechnet die ÖBB mit deutlichen Fahrzeitverkürzungen: So wird es ab Dezember etwa eine neue Direktverbindung zwischen Graz und Prag geben, die etwa eine Stunde kürzer dauert als bisher.
Als zweite neue Direktverbindung fahren die Züge der ÖBB jetzt auch zwischen Linz und dem Flughafen Wien – bisher mussten Reisende aus den Bundesländern am Westbahnhof in einen Bus umsteigen. Es handelt sich dabei um eine ICE-Verbindung mit Zwei-Stunden-Takt. Die Zeitersparnis zwischen Wien und Prag beträgt laut ÖBB ebenfalls rund 40 Minuten. Zwischen Wien und Budapest erspare man sich zwischen zehn und 24 Minuten.
Ab Dezember 2016 fallen dann vor allem viele Umstiege weg: Fahrgäste, die beispielsweise von St. Pölten nach Wiener Neustadt reisen, sparen nicht nur eine halbe Stunde, sondern auch einen Zugwechsel. "Dramatisch komfortabler und signifikant schneller", fasste der ÖBB-Vorstandsvorsitzende zusammen. Er erwarte sich von den neuen Verbindungen auch einen deutlichen Impuls in Sachen Fahrgastaufkommen. 1.100 Züge sollen im Vollbetrieb schließlich hier halten – Potenzial nach oben gibt es laut Kern allerdings noch: "Ich würde mir einen deutlichen Ausbau der Schnellbahn in Wien wünschen."
Unklare Westbahnhof-Nutzung
Auch für den Westbahnhof – dessen Fernverkehr mit Dezember 2015 endgültig eingestellt wird – gibt es Zukunftspläne: In Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund Ost soll der Nahverkehr – etwa die REX-Züge – auf der Weststrecke neu strukturiert und besser getaktet werden. Unklar sei noch, ob und wie der Konkurrent Westbahn den Westbahnhof weiterhin nutzen werde.
Noch ist das Mammutprojekt Hauptbahnhof nicht abgeschlossen, dennoch haben die ÖBB bereits neue Pläne: "Jetzt gehen wir die Südstrecke an, sie soll genauso attraktiv werden wie die Weststrecke", so Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ). Sie lobte den neuen Hauptbahnhof als "Herzstück" der Investitionen in Bahninfrastruktur.
Insgesamt habe der Bau rund eine Milliarde Euro gekostet – Bures erwartet sich allerdings Folgeinvestitionen von weiteren drei Milliarden Euro sowie eine Folgewertschöpfung von insgesamt sechs Milliarden Euro. "Wir hatten ein strenges Controlling, das permanent bei jedem Euro zum Tragen kam", so die Verkehrsministerin. Die Modernisierung der Bahn sei zudem "sicher das größte Umweltschutzprojekt der vergangenen Jahrzehnte", meinte Bures. Nicht nur der Bahnhof selbst mit Fotovoltaik-Dach, Geothermie und Grauwasserspeicher, sondern auch als umweltfreundlichste Form der Mobilität an sich.
Salzburg über Budapest nach Wien
Konkret sieht der Fahrplan für den neuen Wiener Hauptbahnhof nun so aus: Im Oktober eröffnet das Einkaufszentrum Bahnhof-City. Im Dezember ist das Bahnhofsgebäude dann endgültig fertiggestellt, ab 14. halten hier erstmals auch Fernverkehrszüge auf insgesamt zehn Gleisen. Erweitert wird das Zugangebot um die Achse Passau-Linz-Wien-Flughafen, die Achse Graz-Wien-Prag sowie die Achse Wien-Villach-Italien. Außerdem halten sämtliche Nacht- und Autoreisezüge nun am Hauptbahnhof. Die Weststrecke bleibt weitgehend unverändert, nur die Strecke Salzburg-Budapest wird zusätzlich mit dem Hauptbahnhof verknüpft.
Ab Dezember 2015 geht der Bahnhof schließlich in Vollbetrieb, alle zehn Bahngleise plus Zulaufstrecken sind dann im Einsatz. Statt wie bisher über drei Kopfbahnhöfe geht der gesamte Fernverkehr ab und bis Wien dann über den Hauptbahnhof. Auch Fernzüge der Weststrecke fahren dann nach Wien Meidling und Wien Hauptbahnhof. (APA/red, derStandard.at, 10.6.2014)