Bregenz - Neos oder Grüne, Fortbestand oder Fortschritt - das sei die entscheidende Frage im Vorarlberger Wahlkampf und in der Zeit nach dem Landesurnengang im September, glaubt Wolfgang Weber. Denn für den Politologen und Historiker steht fest: Die ÖVP wird die absolute Mehrheit verlieren. Mit wem also koalieren? "Die Neos in Vorarlberg sind personell wie inhaltlich eine reine ÖVP-Abspaltung. Mit den Grünen gäbe es mehr inhaltliche Auseinandersetzungen, dafür würde man Aufbruch signalisieren", sagt Weber.

Welchen dieser Wege Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner einschlagen wird, zeichne sich allerdings noch nicht ab - zumal sich die ÖVP zu Koalitionsvarianten derzeit möglichst bedeckt hält. "Das große Problem von Wallner ist die miese Stimmung in der Basis, die sich deshalb nur schwer mobilisieren lässt", sagt Weber. Es könnten Stimmverluste im zweistelligen Prozentbereich blühen.

Bei den Neos hofft man auf drei Mandate und acht bis neun Prozent, sagt die Landesprecherin Sabine Scheffknecht - ein realistisches Ziel, vertraut man aktuellen Prognosen. In Umfragen waren sie - wie auch bei der EU-Wahl - zwar schon zweistellig, interne Streitigkeiten machen den Pinken jedoch auch auf Landesebene zu schaffen. Der Abgang des Vizelandessprechers Chris Alge werde in der Bevölkerung als Führungsschwäche ausgelegt, erklärt Weber.

Ende Juni werden die Neos ihre Kandidatenreihung festlegen. Nach dem missglückten Onlinevoting wird nun doch bloß die Mitgliederversammlung und der Landesparteivorstand darüber entscheiden - nicht auch interessierte Bürger wie eigentlich geplant.

FPÖ legt in Prognosen zu

Die zweite spannende Frage wird sein, wie die Freiheitlichen bei der Landtagswahl abschneiden werden - in Prognosen legen sie stetig zu und stehen derzeit bei etwa 27 Prozent. "Wallner hat sich zwar auch zu einer schwarz-blauen Koalition noch nicht geäußert, die wäre allerdings eine absolute Überraschung", sagt Weber.

Eine schwarz-rote Koalition schließt Weber aufgrund der schwachen SP-Landesorganisation aus. Dennoch: Wie gut die FPÖ abschneidet, würde auch von möglichen roten und grünen Attacken im Wahlkampf beeinflusst. (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 11.6.2014)