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Skulptur und Foto von Alan Turing.

Foto: APA

Eine Variante des Turing-Tests findet sich auch in "Blade Runner" von Ridley Scott.

"Können Maschinen denken?", fragte der Mathematiker  Alan Turing zu Beginn seines 1950 erschienenen Aufsatzes "Computing machinery and intelligence". Die Antwort darauf sollte ein Test geben: Kann ein Mensch im Gespräch mit einem unbekannten Gegenüber nicht unterscheiden, ob es sich um einen Menschen oder eine Maschine handelt, ist der Test bestanden, was hieße, dass die Maschine als intelligent bezeichnet werden kann, also ein dem Menschen gleichwertiges Denkvermögen besitzt.

"Meilenstein" der Informatik

Das Verfahren, das unter dem Namen Turing-Test bekannt wurde, gilt als einer der Grundsteine für die Erforschung künstlicher Intelligenz (KI). Bisher hatte kein Computerprogramm den Test geschafft: Er gilt als bestanden, wenn 30 Prozent der Testpersonen sich in einem Text-Chat fünf Minuten lang täuschen lassen.

13-Jähriger aus der Ukraine

Nun hat erstmals ein Computerprogramm den Test geschafft. Dies teilte die britische University of Reading mit, die von einem "Meilenstein" der Informatik spricht. Das Siegerprogramm ("Eugene Goostman") stammt aus Russland, wurde von Vladimir Veselov geschrieben und gaukelte einen Gesprächspartner in Gestalt eines 13-jährigen Jungen aus der Ukraine vor.

Alter und die Herkunft wurden bewusst gewählt, um Schwächen, etwa bei der Sprache, zu kaschieren. Die Chat-Software erzielte eine Trefferquote von 33 Prozent.

Gefahr

Für Kevin Warwick, Gastprofessor an der University of Reading, ist das Ergebnis eine Warnung. Wenn Computer einen Menschen glauben machen kann, er sei ein Mensch, sei dies ein "Weckruf für die Cyber-Kriminalität".

Zweiter Weltkrieg um Jahre verkürzt

Alan Turing (1912-1954) war nicht nur maßgeblich an der Entschlüsselung des Enigma-Codes beteiligt, mit dem die Nazis im Krieg ihre Nachrichten verschlüsselt hatten. Von ihm stammen auch Grundlagen der Informatik. Wegen seiner Homosexualität wurde Turing 1952 vor Gericht gestellt und wegen "schwerer Unzucht" verurteilt. Zwei Jahre später brachte er sich um

Historiker meinen, dass Turings geniale Leistungen in der Decodierung von Wehrmachtsnachrichten den Zweiten Weltkrieg um zwei Jahre verkürzt haben.  Turing wurde 2013 offiziell von der Queen rehabilitiert. (red, 9.6. 2014)