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Bis zur Morgendämmerung waren auf dem Flughafen von Karatschi am Montag nach einem Taliban-Anschlag Schüsse zu hören.

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Angeblich wollten sie ein Passagierflugzeug entführen. Als dieser Versuch scheiterte, richteten sie ein Blutbad an. Bewaffnet mit Raketenwerfern und Sprengstoffwesten und verkleidet als Polizisten, haben zehn Taliban-Kämpfer in der Nacht auf Montag den Flughafen der pakistanischen Finanzmetropole Karatschi gestürmt.

Erst nach stundenlangen Kämpfen gelang es, das Gelände zu sichern. Dort starben mindestens 28 Menschen, darunter vier Mitarbeiter und zehn Polizisten.

Zugleich kamen bei einem zweiten Anschlag an der Grenze zum Iran 24 schiitische Pilger und drei Terroristen ums Leben. Damit stieg die Zahl der Terroropfer am Montag auf mehr als 55 Menschen.

Noch am Vormittag stiegen graue Rauchsäulen über Karatschis Jinnah International Airport auf. Der Taliban-Verband Tehrik-e-Taliban (TTP) bekannte sich zu dem Anschlag. Die Attacke auf den hochgesicherten Flughafen schockte das Land. Es war einer der spektakulärsten Terrorangriffe seit langem - und ein schwerer Rückschlag für Premier Nawaz Sharif, der den Militanten Gespräche angeboten hat.

Sharif kommt damit immer mehr in Bedrängnis. Der seit 2013 regierende Chef der Muslimliga PML-N war mit dem Versprechen angetreten, den Terror zu beenden und die Wirtschaft anzukurbeln. Doch die im Februar begonnenen Gespräche mit den Taliban stocken. Das Blutbad dürfte Hoffnungen auf eine friedliche Lösung nun weiter zunichtemachen.

Taliban: "Nur der Beginn"

TTP-Sprecher Shahidulla Shahid drohte mit weiteren Anschlägen und lehnte das Gesprächsangebot der Regierung ab. Der Angriff sei nur der Beginn einer neuen Gewaltserie, um den Tod Unschuldiger in den Grenzgebieten zu Afghanistan zu rächen, die bei Luftschlägen der pakistanischen Armee getötet worden seien.

Karatschi mit seinen 18 Millionen Einwohnern ist das Wirtschafts- und Finanzherz der Atommacht. Der Terrorangriff auf den Flughafen dürfte mögliche Investoren weiter verunsichern, zumal gestreut wurde, dass die Militanten ein Flugzeug entführen wollten. "Ihr Ziel war ein Passagierflugzeug auf dem Jinnah-Terminal", zitierte die Agentur AFP einen Geheimdienstmitarbeiter.

Die Militanten waren gerade 20 bis 25 Jahre alt. Laut Medien waren die Angreifer gegen elf Uhr nachts in das alte Terminal des Flughafens eingedrungen, wo neben Frachtmaschinen auch Privatflüge etwa für Mekka-Reisende abgefertigt werden.

Passagiere wurden evakuiert und Flüge umgeleitet. "Ich hörte heftige Schusswechsel und sah, wie die Terroristen auf Sicherheitskräfte feuerten", sagte ein Mitarbeiter der Fluglinie PIA Reportern. Erst nach Stunden konnte das Militär, unterstützt von Polizei und Elitetruppen, das Gebäude sichern. Kein Flugzeug sei zerstört worden, hieß es. Unklar blieb, wie es den Militanten gelingen konnte, in den Flughafen einzudringen. Einige Medien schrieben, sie hätten sich den Weg freigeschossen, andere, sie hätten gefälschte Ausweise benutzt.

Das Militär behauptete am Montag, bei den Tätern handle es sich um Usbeken. Dies nährte Spekulationen, dass professionell trainierte Al-Kaida-Kämpfer an dem Angriff beteiligt waren.  (Christine Möllhoff aus Neu-Delhi, DER STANDARD, 10.6.2014)