Links ein Exemplar der neuentdeckten Art Sphaeromimus lavasoa, rechts ein Exemplar der bereits bekannten Spezies Zoosphaerium sp.

Foto: Thomas Wesener

Bonn - Ein internationales Forscherteam berichtet aktuell im Fachblatt ZooKeys von der Entdeckung sieben neuer Arten der zirpenden Riesenkugler auf Madagaskar. Die Spezies gehören alle zur Gattung Sphaeromimus, Latein für kleines Kugeltier. Ganz so klein sind sie jedoch nicht - die größte der nun entdeckten Arten (Sphaeromimus titanus) ist etwas größer als ein Tischtennisball.

Die Spezies der Gattung Sphaeromimus besitzen die größten Zirporgane aller Tausendfüßer. Zwar teilen neu entdeckten Arten ihr Habitat auf Madagaskar mit anderen Riesenkuglern, näher verwandt als mit diesen sind sie jedoch mit Tausendfüßern aus Indien. Diese Verwandtschaft datiert mindestens 80 Millionen Jahre zurück in die Kreidezeit, als Madagaskar und Indien einen gemeinsamen Kontinent bildeten.

Bedrohter Tausendfüßer

Die Entdeckung der Art Sphaeromimus andrahomana liefert nach Angaben der Forscher Hinweise auf die vor tausenden von Jahren auf Madagaskar bestehenden klimatischen Verhältnisse. Obwohl die Art in einer Höhle im trockenen Busch Madagaskars gefunden wurde, ist sie genetisch eindeutig eine Regenwaldart. Die in der gleichen Höhle gefundenen Skelette teilweise ausgestorbener Lemurenarten deuten ebenfalls darauf hin, dass bis vor 3.000-5.000 Jahren die Umgebung mit Regenwald bedeckt war. Die Riesenkuglerart, in der feuchten Höhle vor Trockenheit geschützt, ist damit ein lebender Zeuge vergangener klimatischer Verhältnisse.

Bei einer der neu entdeckten Arten, Sphaeromimus saintelucei, handelt es sich vermutlich um den am stärksten bedrohte Tausendfüßer Madagaskars. Die Spezies konnte nur im stark rückläufigen Küstenregenwald von Sainte Luce gefunden werden. (red, derStandard.at, 9.6.2014)