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Jean-Marie Le Pen hat sich erneut antisemitisch geäußert.

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Demo gegen den EU-Wahlsieg des Front National.

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Paris - In Frankreich hat der Gründer der rechtsextremen Front National (FN), Jean-Marie Le Pen, erneut mit einer antisemitischen Äußerung für Empörung gesorgt. Mehrere Antirassismus-Organisationen verurteilten diese am Sonntag und kündigten an, Klage gegen Le Pen einzureichen.

Dieser hatte sich in einem Video zunächst abfällig über prominente Kritiker seiner Partei geäußert, darunter US-Sängerin Madonna und Ex-Tennisspieler Yannick Noah. Das auf der FN-Website veröffentlichte Video war am Sonntag allerdings nicht mehr zugänglich. Die Interviewerin sprach Le Pen darin auf "all diejenigen an, die geschworen haben, im Falle eines Wahlsieges der Front National ihre Habseligkeiten zusammenzupacken und Frankreich zu verlassen".

"Da machen wir das nächste Mal eine Ofenladung"

Le Pen nannte dabei Yannick Noah, der inzwischen auch als Sänger auftritt: "Herr Noah hat sich verpflichtet, nicht mehr in Frankreich zu singen, wenn der Front National Wahlsieger wird. Ein Schwein, wer seine Ankündigungen widerruft", sagte er. "Herr Bruel auch", warf daraufhin die Gesprächspartnerin ein. "Ja, das erstaunt mich nicht", sagte Le Pen und fügte unter zufriedenem Lachen an: "Wissen Sie, da machen wir das nächste Mal eine Ofenladung."

Seine Tochter, FN-Chefin Marine Le Pen, sprach von einem "politischen Fehler" ihres Vaters. Zwar sei sie überzeugt, dass seine Äußerungen "böswillig interpretiert" worden seien, sagte sie dem Nachrichtenportal "lefigaro.fr". Angesichts seiner "sehr großen Erfahrung" hätte ihr Vater solche Interpretationen aber vorhersehen müssen. Diesen Fehler müsse die Front National nun ausbaden, klagte Le Pen, die bestrebt ist, ihrer Partei einen moderneren und gemäßigten Anstrich zu geben. Jean-Marie Le Pen hat die Kritik seiner Tochter mittlerweile bereits zurückgewiesen. Es sei vielmehr ein "politischer Fehler", sich an das "Einheitsdenken" anpassen zu wollen, sagte Le Pen am Montag dem Radiosender RMC.

SOS Racisme erklärte, die Äußerung sei "ekelhaft" und kein "Ausrutscher", sondern zeuge von einem "vollkommen haarsträubenden antisemitischen Programm". Die Anti-Rassismusbewegung MRAP bezeichnete Le Pen als "echten Antisemiten" und kündigte gleichfalls eine Klage an. Kritik kam auch von der Ministerin für Frauenrechte, Najat Vallaud-Belkacem: Sie forderte die Front National auf, Le Pen auszuschließen. Moshe Kantor, der Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses (EJC), hat von der Europäischen Union gefordert, Le Pens Immunität aufzuheben, damit eine Strafverfolgung innerhalb Frankreichs für seinen Kommentar möglich sei.

"Keine antisemitische Bedeutung"

Le Pen wies seinerseits die Vorwürfe zurück, er habe sich antisemitisch geäußert. "Das Wort 'Ofenladung', das ich benutzt habe, hat natürlich keine antisemitische Bedeutung, außer für politische Feinde oder Dummköpfe", erklärte er. Das gelte auch für FN-Anhänger, die seine Aussage als antisemitisch verstünden.

Die inzwischen von Le Pens Tochter geführte Front National war bei der Europawahl im Mai stärkste Kraft in Frankreich geworden. Jean-Marie Le Pen, der Ehrenvorsitzender der Partei ist, wurde bereits mehrfach wegen rassistischer oder neo-nazistischer Äußerungen verurteilt, unter anderem, weil er die Gaskammern in den Konzentrationslagern als "Detail der Geschichte" bezeichnet hat. (APA, 9.6.2014)