Foto: Standard/Matthias Cremer

Der brave Sparer und die brave Sparerin legen ihr Geld auf die Bank, die zahlt dafür Zinsen und verleiht das Geld zu höheren Zinsen an Kreditnehmer (private und/oder Unternehmen) weiter.

Das Problem dabei ist, dass dieser Mechanismus in Europa großteils außer Kraft gesetzt wurde. Die Banken brauchen die braven Sparer im Moment nicht so sehr, weil a) die Europäische Zentralbank (EZB) ihnen ohnehin großzügig billiges Geld gibt und b) weil sie sich mit der Kreditvergabe zurückhalten. Sie haben erstens noch genug faule Kredite in den Büchern und glauben zweitens nicht so recht an den Wirtschaftsaufschwung.

Nun betrachten wir die braven Sparer. Die bekommen immer weniger Zinsen, weil keine allzu große Nachfrage nach ihrem Spargeld herrscht. Die Zinsen werden auch besteuert (möglicherweise bald auch das Kapital).

Gleichzeitig stagnieren oder sinken die Einkommen laufend, während die Steuerbelastung durch die "kalte Progression" munter weiter steigt.

Die Mittelschicht - die regelmäßig arbeitet und gewohnheitsmäßig spart - wird also von zwei Seiten in die Zange genommen. Eigentlich von drei, denn Wohnen und Essen wird auch teurer. Und wenn sich die braven Arbeiter und die braven Sparer und die braven Konsumenten jetzt - von wem auch immer - ein wenig verhohnepipelt vorkommen, dann haben sie recht. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 7.6.2014)