An sich ist der berühmteste Soundkosmologe des Jazz ja schon 1993 zur letzten Reise Richtung des "Heimatplaneten" Saturn aufgebrochen. Seine Orchester-Arche indes ist weiterhin irdisch unterwegs und landet nun in Österreich. Seit dem Tod des Gründers steht der mittlerweile 90-jährige Saxofonist Marshall Allen dem Sun Ra Arkestra vor, das als Truppe unverwüstlicher Jazz-Punk-Opas daherkommt: In ihren Glitzerkostümen wirken die Veteranen wie intergalaktische Weihnachtsmänner, die der ersten Star Trek-Staffel entsprungen und noch immer unterwegs sind durch die unendlichen Weiten des Weltraums. Die Musik, die sie spielen, lässt aber die Ohren spitzen: Schließlich reflektiert sie all jene Stadien der Entwicklung, die Sun Ra, der 1914 als Herman Blount geboren wurde, durchlaufen hat: vom Swing über orchestralen Free Jazz und Synthesizer-Experimente der 1960er bis hin zum Proto-Rap, wie er sich etwa auf Nuclear War (1982) findet.

"Jemand musste diesen Job tun, sonst wäre das Arkestra auseinandergebrochen. Also habe ich weitergemacht, und alle sind mir gefolgt", so Marshall Allen über seine Motivation, die Leitung des Ensembles zu übernehmen. "Sun Ra hat mehr als 500 Kompositionen hinterlassen, die meisten davon sind nie notiert worden. Somit sind wir das Medium!" Und: Die Musik klingt immer noch frisch. In der Jazzgalerie Nickelsdorf wird dabei übrigens die bei Trost Records erscheinende Drei-CD-Box mit dem Mitschnitt des Arkestra-Konzerts präsentiert, das am 11. März 1984 ebenda stattgefunden hat. Damals wie heute gilt für die Arkestra-Mannen: „We travel The Spaceways!“ (felb, DER STANDARD, 7./8./9.6.2014)