Jean-Claude Juncker hat ein großes Problem. Er hätte gerne mehr Frauen - aber er kriegt sie nicht. Die Regierungen in den EU-Mitgliedsländern sind männerfixiert. Sie wollen durch die Bank Männer als Kandidaten ins Rennen um die künftigen EU-Kommissarsposten schicken.

Das hat der Wahlgewinner und Favorit als Kommissionschef vor der EVP-Fraktion deponiert. Bisher seien nur fünf Frauen avisiert. Er hat Sorge, dass eine solche Kommission im Parlament am Ende durchfällt. Aktuell gibt es neun weibliche Kommissare von insgesamt 28.

Junckers Bemerkung ging im Getöse um Querschüsse des britischen Premiers David Cameron etwas unter. Das sollte nicht nur Frauen aufregen. Der Klub von Macho-Regierungschefs à la Cameron und Co, der glaubt, man könne sich mit Europa alles erlauben, muss gestoppt werden. Das gilt auch für Merkel - Frau Merkel. Ein tolerantes offenes Europa im Geheimen auszuhebeln, es in einen männerdominierten National-Park umzuwandeln - das darf nicht passieren.

Und Österreich? Da wird ärger gemauschelt denn je. Vier Herren - Pröll, Leitl, Faymann, Spindelegger - sollen sich geeinigt haben, dass Johannes Hahn Kommissar bleibt. Warum eigentlich? Abgesehen davon, dass die ÖVP Wahlsieger Othmar Karas totschweigt, gäbe es fähige Frauen: Ex-Außenministerin Ursula Plassnik; Ex-Siemens-Vorstand Brigitte Ederer. Herr Juncker darf zu werben anfangen. (Thomas Mayer, DER STANDARD, 7.6.2014)