Drei Jahre lang wurde ermittelt, nun wurde Rakhat Alijew in Wien festgenommen. Der Mordverdächtige will mit den Behörden kooperieren, sagt sein Anwalt.

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In der Nacht auf Freitag landete Rakhat Alijew in Wien und wurde festgenommen. Das Wiener Landesgericht für Strafsachen verhängte U-Haft über ihn, ebenso über weitere zwei Kasachen.  Alijew, ehemaliger kasachischer Botschafter in Österreich, lebte zuletzt in Griechenland. Er heißt mittlerweile Shoraz, wie seine Frau. Gegen ihn wird unter anderem wegen mutmaßlicher Entführung und Ermordung von zwei kasachischen Bankmanagern sowie wegen Geldwäsche ermittelt. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Jahrelang war Alijew untergetaucht, lebte unter anderem in Malta. In Österreich wurde er aufgrund eines europäischen Haftbefehls festgenommen, der am 19. Mai erlassen wurde. Alijews Anwalt Manfred Ainedter sagte in der ZiB2, sein Mandant sei freiwillig nach Österreich gekommen, sei hier ungehindert eingereist und habe 20 Minuten auf das Eintreffen der Polizei gewartet. Ainedter bestätigte auch, dass Alijew Angst hatte, von den griechischen Behörden nach Kasachstan ausgeliefert zu werden. In Österreich droht diese Gefahr nicht, der Beschluss, ihn nicht nach Kasachstan zu bringen, ist rechtskräftig.

Die Staatsanwaltschaft Wien hatte seit Juli 2011 ermittelt, der Haftbefehl wurde nun erteilt, weil sich die Verdachtslage erhärtete. Ein offenbar geheim aufgezeichneter Mitschnitt eines Skype-Gesprächs zwischen Exgeheimdienstchef Alnur Mussayev und einer zweiten Person soll Alijew massiv belasten. Mussayev - der nun ebenfalls in Wien verhaftet wurde - soll darin den Aufenthaltsort der Leichen der Bankmanager nennen. Auch soll er sagen, dass er über ein schriftliches Geständnis von Alijew verfüge. Ein Gerichtsgutachter bestätigte die Echtheit des Mitschnitts.

Anders sieht das der zweite Alijew-Vertreter Otto Dietrich, der sagt: "Die kasachische Seite hatte sieben Jahre Zeit, um Beweismittel hervorzubringen. Wir gehen davon aus, dass auch dieses Gespräch nicht echt ist, und müssen damit rechnen, dass es sich um ein gefälschtes Beweismittel handelt."

Die Kanzlei Lansky wiederum, die die Witwen der Bankmanager vertritt, sieht einen "riesigen Durchbruch" und rechnet mit einer Anklage, wie Gerald Ganzger von der Kanzlei Lansky zum Standard sagt. In der ZiB2 sagte Ganzer, er könne "nicht mehr hören", dass alle Vorwürfe erlogen seien. Die Beweise seien stichhaltig.

Gegen Gabriel Lansky selbst wird wegen des Verdachts nachrichtendienstlicher Tätigkeiten für Kasachstan weiterermittelt. Die Ermittlungen gegen Exbundeskanzler Alfred Gusenbauer wiederum wurden laut Staatsanwaltschaft eingestellt. Auch er stand unter Verdacht, das Regime mit Dokumenten im Fall Alijew versorgt zu haben. Gusenbauer hatte von bösartigen Verleumdungen gesprochen.

Kontakte zur Politik

Alijew war ab 2002 gern gesehener Gast in Österreich. Damals kam er zum ersten Mal als Botschafter nach Wien. Er war mit der Tochter des Staatschefs Kasachstans, Nursultan Nasarabajew, verheiratet, fiel aber später in Ungnade. In Österreich baute er Kontakte zu Wirtschaftstreibenden und Politikern auf. Über Firmengeflechte ist Alijew auch an Teilen des Wiener Media Quarter Marx beteiligt. (Rosa Winkler-Hermaden, DER STANDARD, 7.6.2014)