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"Ziel der Gesellschaft muss sein, zu vermitteln, dass Kinder willkommen sind", sagt Martina Kronthaler von "aktion leben".

Foto: dpa-Zentralbild/Peter Endig

"Wir brauchen umfassendes Wissen, um Schwangerschaftskonflikte verstehen und Abtreibungen effektiver vermeiden zu können", sagt "aktion leben"-Generalsekretärin Martina Kronthaler. Die Organisation hat daher die Parlamentarische Bürgerinitiative "Fakten helfen!" gestartet. Der Verein fordert eine anonyme Statistik über Schwangerschaftsabbrüche sowie regelmäßige wissenschaftliche Erhebungen der Motive für Abbrüche.

Anonyme Statistik

Alle Länder der Europäischen Union - bis auf Österreich und Luxemburg - führen eine anonyme Statistik über Schwangerschaftsabbrüche, wissen also zumindest, wie viele Abtreibungen es jährlich gibt. Das erklärte Ziel dahinter ist es, die Zahl der Abbrüche zu senken bzw. möglichst gering zu halten.  "Es ist vollkommen unverständlich und politisch fahrlässig, dass Österreich sich einer Abbruch-Statistik verweigert. Es sollte doch klar sein, dass es seriöse Daten braucht, um effektiver vorbeugen und unterstützen zu können", sagt Kronthaler. Es sei ein Zeichen des Desinteresses an jenen Frauen, die sich in schwierigen Lebenssituationen für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden.

Die Durchführung wäre ganz einfach: Ärzte, Ärztinnen und Einrichtungen, die Abbrüche durchführen, sollen diese mit einigen anonymisierten Zusatzinformationen dem Statistischen Zentralamt melden. "Dazu ist lediglich eine Änderung im Ärzte- und Krankenanstaltengesetz nötig", erklärt Kronthaler. Die Fristenregelung werde in keiner Weise berührt.  Die zweite Forderung betrifft die Motivenerforschung: "Nur durch eine freiwillige Befragung von Frauen, die sich für oder gegen das Austragen einer ungeplanten oder ungewollten Schwangerschaft entschieden haben, seien tiefere Erkenntnisse möglich.

Österreich könne sich an einer groß angelegten Studie in Deutschland orientieren, die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Auftrag gegeben wurde: "Familienplanung im Lebenslauf - Schwerpunkt Schwangerschaftskonflikte". Es wurden Frauen zwischen 20 und 44 Jahren befragt, die irgendwann in ihrem Leben schwanger waren. Darunter waren Frauen, die Schwangerschaften abgebrochen wie Frauen, die Kinder geboren haben und manche Frauen erlebten auch beides: die Geburt von Kindern und Schwangerschaftsabbrüche.

Lebenswirklichkeiten abbilden

Damit konnten alle möglichen Konstellationen erfasst werden. "Es braucht ein sehr sorgfältiges Studiendesign, um die komplexe Lebenswirklichkeit abzubilden", so Martina Kronthaler. Wenn Frauen kein Zutrauen hätten, es mit Kind zu schaffen, erleben sie die Schwangerschaft als existenzielle Bedrohung: "Dieses Gefühl hat eine sehr persönliche Dimension, aber auch eine strukturelle."

Hier ist laut Kronthaler die Politik gefordert: Das beginne bei der Sexualpädagogik, die über Information über Verhütung hinausgehen muss, und reicht bis zu familienfördernden Maßnahmen. Ziel der Gesellschaft müsse sein, zu vermitteln, dass Kinder willkommen sind: "Wir wollen, dass es weniger Schwangerschaftsabbrüche gibt und dass darüber geredet wird, wie wir dieses Ziel erreichen können. Wir müssen besser verstehen, um Frauen beistehen zu können. (red, derStandard.at, 6.6.2014)