V.l.: Emily Cox (Martha) und Selen Savas (Ilayda).

Foto: ORF/Epo Film/Petro Domenigg
Foto: ORF/Epo Film/Petro Domenigg

Der ORF hat es im Unterhaltungsprogramm mit Minderheiten nicht so. Weitgehend frei von Randgruppen plätschert das Selbstproduzierte für gewöhnlich dahin. Die Figuren sind durchwegs weiß und heterosexuell, sind sie es nicht, müssen die Vertreter der Ränder selbst zum Problem, mindestens aber zum Thema werden und streng politisch korrekten Maßstäben genügen. Nur nicht anstoßen.

Unter dieser Prämisse trat am Mittwoch "Die Freischwimmerin" auf ORF 2 an. Eine verhärmte türkische Schülerin wurde von einer verhärmten österreichischen Lehrerin zur finalen Bestmarke und damit zu wahrer Selbstbestimmtheit getrieben. Dazwischen war viel Platz für fast jedes Klischee, das in dem Zusammenhang denkbar ist.

Da sagt der Fernsehlehrer, bevor er in die Klasse geht: "Auf in den Kampf." Die vom Leben geprüfte Junglehrerin hat dafür keinen Sinn. Sie will nur ihre Arbeit machen. Die besteht vor allem darin, alle Daten und Aspekte vorzutragen: "Das ist wie ein Teufelskreis. Geringe Schulbildung, minimales Einkommen, maximale Abhängigkeit." - "In Deutschland können sich junge Musliminnen vom Schwimmunterricht befreien lassen." - "Was heißt denn hier normal? Jetzt jedenfalls will sie ihren Körper keinen fremden Männerblicken mehr aussetzen, und ich werde das respektieren!"

So viel Korrektheit kann sich auf Dauer niemand widersetzen, schon gar nicht eine schwimmende Schülerin mit Migrationshintergrund, die ihre Plattitüden ebenfalls intus hat: "Ich will doch nicht, dass alles schlimmer wird nur wegen mir." Davon kann keine Rede sein. Aber etwas weniger verordnete Besserung wäre schon ein Anfang. (Doris Priesching, DER STANDARD, 6.6.2014)