Wien - Liselotte Palme war eine der besten Wirtschaftsjournalisten des Landes mit einem wasserdichten Informantennetz und hohen Aufdeckerqualitäten. Sie legte Missstände über Verstaatlichtenkrise, Bawag und manch andere unsaubere Verquickungen zwischen Politik und Wirtschaft in diesem Land frei. Der vom damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser eingefädelte Verkauf der Voestalpine an Frank Stronachs Magna-Konzern wurde nicht zuletzt durch ihre Berichterstattung vereitelt.

"Lilo" Palme startete ihre journalistische Laufbahn 1973 bei der "Presse", wechselte drei Jahre später zum "Kurier" und heuerte 1979 beim "Profil" an, wo sie bis zu ihrem Pensionsantritt 2007 blieb. 1986 unterbrach sie vorübergehend für ein Engagement für Rudolf Streicher als Pressesprecherin.

1979 erhielt Palme den Dr.-Karl-Renner-Förderungspreis, 1999 den renommierten Horst-Knapp-Preis. Die Redaktion trauert um ihre ehemalige Kollegin, sie habe "einen jener Menschen verloren, die 'Profil' von der Ära Kreisky bis in die Gegenwart prägten und weiterhin prägen. An Lilo Palme kommt man nicht vorbei: Wer im 'Profil'-Archiv zu wirtschaftspolitischen Themen recherchiert, wird immer wieder auf ihre Artikel stoßen." Die "Profil"-Journalistin starb mit 65 Jahren nach schwerer Krankheit in Wien.

(red, derStandard.at, 5.6.2014)