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Das Förderprogramm soll in Gruppen von fünf bis zwölf Schülern durchgeführt werden.

Foto: apa/Schneider

Wien - Wiens Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SP) hat am Mittwoch Details zur angekündigten Gratis-Nachhilfe in Wiens Schulen präsentiert: Ab Herbst 2014 wird es zunächst für alle öffentlichen Volksschulen je nach Anzahl der Klassen eine Basis an Förderstunden geben. Weitere Stundenkontingente werden an Schulen vergeben, die einen hohen Anteil an sozial benachteiligten Kindern oder Schüler mit besonders hohem Lernbedarf haben. "Die Bedarfsanalyse wird jeweils immer vor den Sommerferien gemacht", sagt Oxonitsch.

Welche Kinder am Standort wie viel Nachhilfe erhalten, entscheiden die Lehrer. Ein zusätzlicher Bedarf könnte laut Oxonitsch etwa dann gegeben sein, wenn eine Klassenwiederholung droht oder ein starker Leistungsabfall festgestellt wird. Die Nachhilfe soll in Gruppen bis zwölf Schülern an der Schule durchgeführt werden, als Schwerpunkte gelten Mathematik, Deutsch, Lesen und Deutsch als Zweitsprache.

Für Paul Kimberger ist das "populistische Wiener Projekt eine Täuschung der Öffentlichkeit, der Eltern und der Kinder", sagte der Lehrergewerkschafter dem Standard. Im vorläufigen Stellenplan für Pflichtschullehrer für das Schuljahr 2014/15 fehlen laut Wiener Stadtschulrat 1206 Planstellen. "Die Ressourcen, die den Volksschulen zustehen, werden gekürzt. Das Nachhilfe-Projekt wird auf Kosten der Volksschüler querfinanziert", sagt Kimberger. Künftig soll es weniger Lehrerstunden pro Schulklasse geben. Das heißt: weniger Teamteaching, weniger Schwerpunkte und Angebote für Kinder, größere Gruppen. Für Isabella Leeb, Bildungssprecherin der ÖVP, ist das "ein Desaster".

Bildungsstadtrat Oxonitsch verweist auf den Bund. "Wenn das so ist, sind wir der falsche Ansprechpartner. Wir können nur die Lehrer, die wir bekommen, aufteilen. Und wir bekommen zu wenige Lehrer." Der kostenlose Förderunterricht habe mit dem Stellenplan nichts zu tun.

Wien sollte besser in reguläre Lehrer als in ein Prestige-Projekt investieren, sagt hingegen Leeb. (David Krutzler, DER STANDARD, 5.6.2014)