Heißer als ein steirischer Espresso: Endlich gibt es wieder einen 911 Targa

Sicher, es ist nicht die beste Idee, nach drei Tagen Italien auf einer steirischen Raststation zu halten, um Kaffee zu trinken. Aber um das flüssige schwarze Gold im Friaul zu bunkern, war nun wirklich kaum Zeit. Nur beim Mario ging sich ein Espresso aus, einer in Castelmonte, mit Blick auf die schwarze Wand. Die restliche Zeit waren die Hände mit Lenken und Schalten beschäftigt, der Mund mit Staunen und Seufzen.

foto: der standard/gluschitsch

Den 911 Targa 4 fährt man nicht in der Mallorca-Stellung – die Lehne weit nach hinten gestellt, den Oberkörper in die Wagenmitte gelümmelt und mit einer Hand den Schaltknauf festhaltend, als drohte er umzufallen. Im Targa ist Konzentration Ehrensache. Den Halbstarken in sich muss man deswegen aber trotzdem nicht ablegen.

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Dafür hat Porsche den Knopf mit dem Doppelendrohr in die Mittelkonsole gebaut. Der öffnet die Auspuffklappen, und man kann auf Volllast, beim Schalten oder im Schubbetrieb, ganz einfach im Vorbeifahren den lockeren Putz von alten Villen entfernen.

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Die Italiener sind da nicht kleinlich und schauen lauten Sportwagen eher anerkennend nach, auch wenn sie, wie der 911 Targa 4, ihre gesamten 350-Boxer-PS wütend durch die vier Endrohre brüllen.

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Der Rest ist Fahrspaß pur. Im Karst wie auf der Autobahn. Straffes Fahrwerk, exakte Lenkung, bärenstarker Motor, luxuriöser Innenraum. So weit, so gewöhnlich für den 911er. Aber der Targa ist eben der schönste aktuelle Porsche, wenn so viel persönliche Meinung erlaubt ist.

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Das kann man vom Raststationenkaffee nicht sagen. Damit würden sich Italiener nicht einmal die Füße waschen. Aber für die Ausfahrten im Targa, mit den Buben durch den Karst, verzichtet man gern auf den besten Espresso.

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Das versteht auch der Mann an der Bar neben mir. Er schlürft das, was man hier einen Cappuccino nennt, blickt zu mir her über und meint: "Ein fantastisches Auto, gratuliere!"  Obwohl ich ihm zum Teil recht geben muss, schwäche ich ab: "Ich schmücke mich mit fremden Federn" , gestehe ich, "der Wagen gehört nicht mir."

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Sein Blick wandert von meinem Kopf hinunter zu den Schuhen und wieder hinauf. Er scheint nicht im Ansatz zu verstehen, aber sagt: "So eine Freundin hätte ich auch gerne." (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 6.6.2014)

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Zweite Meinung

Das Dach ist natürlich die Hauptsensation. Dass Porsche zur Ur-Targa-Version von 1967 zurückkehrt, mit Bügel und Haifischkiemen: Applaus, Applaus! Es gibt sogar Menschen, die meinen, dies sei der schönste aller gegenwärtigen 911er, und wir sind geneigt, uns dem anzuschließen. Die Verwandlung von zu nach offen ist ein echtes Spektakel, dabei kann man Freundschaften fürs Leben schließen, gerade auch in Italien. Akustisch ist der 911 Targa ebenfalls von hohem Unterhaltungswert, und im Fahrbetrieb sowieso. Super Gerät. (stock)

Die anderen Teilnehmer im Test:

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Porsche

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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