"Das ist die kranke Realität, in der wir leben - die Privatsphäre der Menschen, reduziert auf Fakten. Der Profiler kann in seinem Kern gegen jeden gerichtet werden."

Foto: "Watch Dogs"

Ein Youtube-Nutzer namens Moopoke hat ein Video veröffentlicht, in dem er im virtuellen Chicago des Spiels "Watch Dogs" Jagd auf Charaktere mit bestimmtem ethnischem und religiösem Hintergrund macht.

Ausspioniert

Der Clip mit dem Titel "Making the World a Better Place" zeigt, wie der Spieler den Smartphone-Profiler des Protagonisten nutzt, um sich die persönlichen Informationen von Bürgern der digitalen Stadt anzeigen zu lassen. Muslime, Homosexuelle, Scientologen, illegale Immigranten, Verschwörungstheoretiker, Kanadier und alle Typen, die ihm sonst noch nicht gefallen, stehen auf der Abschussliste.

Moral

"Watch Dogs" stellt Spieler vor zahlreiche moralische Entscheidungen und bestraft Gamer, die Zivilisten verletzen oder töten. Und tatsächlich haben bereits andere Werke mit moralischen Entscheidungswegen wie "Infamous" gezeigt, dass sich Menschen auch in virtuellen Umgebungen eher an erlernte Werte halten - wie laut einem Bericht der Seite Kotaku auch eine inoffizielle Twitter-Abstimmung zu "Watch Dogs" verdeutlicht. Dass es auch in die andere Richtung gehen kann, veranschaulichen unter anderem makabere Spielchen im Survival-Game "Dayz".

Missbrauch

Ob Moopokes Verhalten auf einen geschmacklosen Scherz zurückzuführen ist oder auf gekonnte Provokation, die zum Nachdenken anregen soll, bleibt allerdings offen. Dass Spieler die Profiling-Möglichkeiten von "Watch Dogs" auf diese Art missbrauchen würden, war dem Entwicklungsteam des Herstellers Ubisoft bereits vor dem Marktstart klar. "Das ist die kranke Realität, in der wir leben - die Privatsphäre der Menschen, reduziert auf Fakten. Der Profiler kann in seinem Kern gegen jeden gerichtet werden", so einer der Autoren, Ethan James Petty. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 4.6.2014)

Video: "Making the World a Better Place".
Moopoke