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Apple-CEO Tim Cook hat auf der WWDC zwar kein neues Gerät, vielleicht aber etwas viel Wichtigeres verkündet

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Apple-Vize Craig Federighi rief unter anderem von OS X aus Dr. Dre an.

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Mit Carplay stößt Apple ins Auto vor

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iBeacons: Diesen Text erhalten iPhone-Nutzer, die den Apple Store in New Yorks Fifth Avenue betreten

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Apples Entwicklerkonferenz WWDC steht ganz im Zeichen von Software: Apples Betriebssysteme werden upgedatet, eine neue Programmiersprache vorgestellt und die hauseigenen Apps erneuert. Wer auf ein "neues großes Ding“ wie einen Apple-Fernseher, eine Smartwatch oder zumindest ein neues iPhone-Modell gehofft hatte, wurde wie erwartet enttäuscht.

Zauberwort Kontinuität

Allerdings lässt sich hinter all den kleinen Ankündigungen eine Strategie entdecken, die unser aller Umgang mit Technik stark verändern könnte. Das Zauberwort, das Apple-Verantwortliche auch auf der Präsentation am Dienstag immer wieder betonten: Kontinuität.

Ein bisschen zusammenrücken

Apple ist schon jetzt für seine Integration zwischen Hard- und Software bekannt: Kein iMac ohne OS X, kein iPhone ohne iOS. Jetzt sollen auch einzelne Apple-Geräte enger zusammenrücken: Beispielsweise mit dem Handoff-Feature, das am WWDC vorgestellt wurde.

Handoff

Schreibt man etwa eine Mail auf seinem Macbook, und nimmt dann sein iPhone in die Hand, wird dort automatisch das Mail-Programm geöffnet und der Text mitübernommen. Liest man gerade eine Website am iPad und setzt sich vor den iMac, wird dort mit einem Klick alles übernommen.

Anrufe am Mac entgegennehmen

Ein anderes Feature macht die Integration noch deutlicher: Wer einen Anruf auf sein in der Hosentasche befindliches iPhone erhält und vor seinem Mac sitzt, kann künftig in OS X abheben. Das geht auch umgekehrt, wie Apple-Vizepräsident Craig Federighi in seiner Keynote bewies: Er rief von einem Macbook aus Beats-Mitgründer Dr.Dre, künftig auch bei Apple tätig, an.

Konkurrenz schläft nicht

Natürlich versuchen auch andere IT-Konzerne, Kontinuität zwischen unterschiedlichen Geräten herzustellen: Etwa Videostreamingdienst Netflix, der das Pausieren von Filmen auf der Xbox und das Weitersehen ab derselben Stelle am iPad erlaubt. Auch Dropbox und Google forcieren Ähnliches, etwa Google mit der Synchronisierung von Chrome und diversen Chrome-Apps.

Cloud ist nicht ultima ratio

Apples Idee von Kontinuität gehe aber, wie Wired analyisiert, weit über die Ansätze der Konkurrenz hinaus – und ist gleichzeitig doch bescheidener. So ist nicht zwingend die Cloud als Nonplusultra zu sehen, vielmehr geht es um die Kommunikation zwischen einzelnen Geräten.

Will man als Nutzer zwei unterschiedliche Gerätschaften miteinander verbinden, steht man momentan noch vor großen Mühen, Stichwort Bluetooth. Aber wozu muss sich das eigene Smartphone täglich neu beim eigenen Computer identifizieren?

Apple-eigene Welt erschaffen

Diese Frage stellte sich auch Apple, mit dem nächsten OS X-Update wird sie der Vergangenheit angehören. In den Nutzen eines perfekt eingespielten Ökosystems kommen allerdings nur Apple-Konsumenten, denn das ist die große Kehrseite einer solchen Integration: Nahtlos dürfte die Kommunikation nur funktionieren, wenn Geräte desselben Herstellers benutzt werden.

Smart Home

Wie umfassend Apple das elektronische Leben des Einzelnen begleiten kann, zeigt sich in der Produktpalette: Von TV-Box über Mobiltelefon hin zu Tablet und Computern. Ob zum Ökosystem noch eine iWatch oder ein neueres iPhone-Modell hinzugefügt wird, ist im Hinblick auf die langfristige Strategie relativ unwichtig.

Smart World

Denn mit seinem Push in das Internet der Dinge deutet Apple an, künftig eine noch dominantere Rolle im Leben seiner Nutzer spielen zu wollen. Auch hier ist Integration und Kontinuität das A und O für einen Erfolg. Mit der iBeacons-Technologie, die etwa im Einzelhandel genutzt wird, könnte diese Strategie noch weiter verfestigt werden – etwa für Bezahlvorgänge oder individuelle Angebote.

Airplay als Vorbild

Ob Apple wirklich in der Lage ist, diesen Schritt zu bewältigen, kann durchaus skeptisch gesehen werden. So zeigt etwa die nicht optimale Bedienbarkeit der iCloud, die auch bei Usern nicht gut ankommt, wie Apple scheitern könnte. Auf der Plus-Seite steht Airplay, das meist tadellos funktioniert. Klar ist aber, dass nur eine Handvoll Unternehmen fähig sind, in Punkto Kontinuität für richtigen Fortschritt zu sorgen – und zu ihnen zählt Apple auf jeden Fall. (fsc, derStandard.at, 3.6.2014)