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Karlheinz Hackl bei der Verleihung des Nestroypreises im Jahr 2012.

Foto: apa/hochmuth

Wien - Der Kammerschauspieler Karlheinz Hackl starb am Sonntag, nur wenige Tage nach seinem 65. Geburtstag am 16. Mai, an den Folgen einer Krebserkrankung. Bereits 2003 wurde bei dem Publikumsliebling ein Gehirntumor diagnostiziert. Der Schauspieler konnte damals eine zweite Bühnenkarriere starten, arbeitete weiterhin auch als Regisseur. 2005 gab er am Burgtheater in Nestroys Der Zerrissene einen triumphalen Herrn von Lips.

Karlheinz Hackl, aufgewachsen in einem Gemeindebau in Wien-Margareten (" Viele glauben gar nicht, dass ich einem Liliom-Milieu entstamme"), hat seine Karriere in seiner Geburtsstadt Wien begonnen, zunächst am Theater Courage, ab 1978 als Ensemblemitglied des Burgtheaters. Hier hat er Nestroy unter seine Fittiche genommen, spielte den Weinberl im "Jux"  (1996) oder inszenierte "Der Färber und sein Zwillingsbruder" (1999). Er hat dem Burgtheater auch in einer Silvester-Sause als Winnetou über den Millenniumswechsel hinweggeholfen.

Für Späße war Hackl immer zu haben; ihnen ging er vor allem abseits der großen Bühne nach, in Lesungen und kabarettistischen Soloprogrammen, in Doppelconférencen mit Heinz Marecek ("Was lachen Sie?") oder im Musical an der Seite Frank Hoffmanns ("Ein Käfig voller Narren", Volksoper). "I bin The Voice von Hernois, des is ois!" stimmte er in einem Solo im Rabenhoftheater an. Sein Gesangstalent, das er zu einem Wiener Wehklag-Timbre ausbaute, hat er zuletzt mit Liedern, die Georg Danzer für ihn geschrieben hat, wiederaufleben lassen ("Mei Lebn", 2009).

Hackl, der am Anfang seiner Karriere Boy Gobert kurze Zeit an das Hamburger Thalia Theater folgte, spielte auch bei den Salzburger Festspielen (u. a. "Der Schwierige", 1991). Und er war Lohners Wunschkandidat für das Amt des Josefstadt-Intendanten, was leider nicht glückte. Der Kainz-Medaillen-Träger wurde 2012 auch mit dem Nestroy für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Hackls Karriere war von Anfang an auch eng mit Film- und Fernseharbeiten verbunden, die seine Popularität vertieften. Besonders für Axel Corti wurde er mit seinem charakteristisch melodiösen österreichischen Akzent zum Stammschauspieler. Ungewohnt vollbärtig gab er sein Debüt in "Der junge Freud" (1976). Im Abschluss von Cortis Kriegstrilogie, "Welcome to Vienna", war er ebenso zu sehen wie in dessen Joseph-Roth-Adaption "Radetzkymarsch".

Einen kleineren Part als SS-Offizier spielte Hackl in Alan J. Pakulas Oscar-prämiertem Melodram "Sophie's Choice" (1982), Michael Kehlmann besetzte ihn 1983 in der Hauptrolle des suizidalen Schriftstellers Robert Faber in "Mich wundert, dass ich so fröhlich bin". Neben zahlreichen Engagements in TV-Serien blieb Hackl auch in Götz Spielmanns Schnitzler-Verfilmung "Spiel im Morgengrauen" (2001) in Erinnerung, in der er als reicher Konsul den verschuldeten Leutnant in Bedrängnis bringt. Hackls Arbeit beschränkte sich allerdings nicht auf dieses getragene Segment. Er war auch für Genrefilme wie Andreas Prochaskas Psychodrama "Ausgeliefert" zu begeistern oder stellte in David Schalkos Serie "Braunschlag" sein großes komisches Talent unter Beweis. (Margarete Affenzeller, Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 2.6.2014)