Markus Lanz.

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Er landet oft in der Rolle eines Frageautomaten, der seine Opfer - je nach deren Widerstandsvermögen - zur Raserei oder Verzweiflung treibt. Bisweilen beruhigt sich Markus Lanz jedoch und hört einem Gast zu - etwa Marie Nasemann entlang ihrer Geschichte, die von Germany's next Topmodel und dem Eintritt in die Welt der Kleiderpräsentation handelt. Nicht dass durch Lanz' Vermenschlichung die vollkommene Backstagegeschichte aufblühte.

Immerhin konnte Nasemann aber ohne Fragefouls den Werdegang einer Lady schildern, der das Kaffeeholen im Rahmen eines Praktikums zu wenig wurde und die dann Heidi Klum als Drittplatzierte überlebte. Die Topmodel -Erfahrung ("Tolle Reisen", "Freundschaften") sei nett gewesen. Und Nasemann nutzte den kurzen TV-Ruhm, gleich im Geschäft zu bleiben. Viele würden ja nach dem Klum-Erlebnis Ruhe suchen und daheim dann vergeblich auf Angebote warten. Nasemann blieb aber im Geschäft.

Es zeigte sich indes, dass Neuseelands Hotelzimmer Eldorados der Einsamkeit waren und Paris auch nicht wartet ("Als Erstes musste ich dort abnehmen"). Es gab auch Härteres zu sehen: Kolleginnen etwa, deren Essensbudget einen Euro pro Tag betrug, was maximal für eine Tüte Chips reichte.

Nasemann - nun auch bei Servus-TV und in der Schauspielschule - erzählte, Lanz lauschte. Und es war gut so. Wie dann just Journalist Jakob Augstein nach Klums Charakter fragte, entschuldigte sich Lanz. Er habe sich nicht getraut, diese Frage zu stellen. Eine sinnvolle Art der Feigheit, die öfters sein darf. Mehr, als dass Klum "ein Superprofi" sei, war Nasemann ja nicht zu entlocken. Sie will natürlich weiterhin im Geschäft bleiben. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 31.5./1.6.2014)