Allroundkünstlerin, Aktionistin: Falkner.

In einem frühen poetologischen Manifest postulierte Ann Cotten einst, dass Literatur nicht der Unterhaltung diene. Die 1982 im US-Mittelweststaat Iowa geborene Schriftstellerin trat bislang vor allem als Lyrikerin in Erscheinung, jetzt präsentiert sie auf Einladung des Salzburger Literaturforum Leselampe und der Galerie 5020 ihr Prosadebüt Der schaudernde Fächer (Suhrkamp 2013) in Salzburg. Der Band besteht aus siebzehn Erzählungen, bei denen die in Wien und Berlin lebende Autorin ihrem eigenwillig-experimentellen Schreibstil sowie der Lust an verstörenden Sprachspielen einmal mehr treu bleibt - und auch der Vorliebe für Gedichte, die sich hier an diversen Stellen in den Text einschleichen. Wenn sie schiefe Bilder und Vergleiche ebenso wenig scheut wie wilde Satzkonstruktionen oder philosophische Exkurse. Ein sinnliches und kunstvolles Spiel mit der Sprache, das bestens mit dem Thema - Liebe, Annäherung und Abstoßung - korrespondiert.

Die Helden der Erzählungen treiben sich etwa auf dem Hof einer japanischen Universität, in einem abgelegenen ukrainischen Dorf, in Berliner Clubs oder einem Bus auf dem Weg durch die nächtliche algerische Wüste herum. Egal wo, immer denkt die Ich-Erzählerin selbstironisch über die Liebeswirren nach, dieses seltsame Spiel zwischen Begehren, Wünschen und ewigem Beziehungsweltschmerz. Letztlich geht es der Grenzgängerin zwischen sanfter Sensibilität und wilden Obszönitäten um die Suche nach der Balance zwischen Kunst und Leben.

Den zweiten Teil des Abends bestreitet die Wiener Künstlerin Brigitta Falkner, die ihre Bild-Text-Filme über Strategien der Wirtsfindung vorstellt. Eine Reflexion über Transformationsprozesse und Metamorphosen, die anhand parasitärer Systeme dargestellt werden. (dog, DER STANDARD, 31.5./1.6.2014)