Diese Modelloffensive demonstriert Potenz - siehe BMW M3 und M4. Die anderen Neuzugänge: 4er Gran Coupé und X4
Liebes Tagebuch. Nächtens hab' ich mich geärgert, Ankunft im Hotel in Portimão erst gegen zwei Uhr früh, auch dank Verspätung von Lissabon her. Jetzt reib' ich mir die Augen und freu' mich eher. Weniger wegen des Wetters, da ist es bei uns schöner und wärmer. Aber im M4 unterwegs zum Rennkurs, so darf ein Tag gerne beginnen.
Am Rennkurs warten Instruktoren. Und zwei Herren, die etwas von Masse in Bewegung verstehen: Pedro Lamy aus Portugal, Claudiu David aus Rumänien. Die zeigen uns erst einmal die Ideallinie auf dem hügeligen Kurs und bieten sich nach eigener Rundstreckenerkundung zur Taxifahrt an.
Gemeint ist nicht Transport zu Hotel oder Airport, sondern Mitfahrt bei denen am Beifahrersitz. Na servas. Was die können. Was M3 (Bild) und ...
... M4 können. Die armen Michelin-Pneus.
Wartezeiten sinnvoll genutzt für Recherche. Warum, befrage ich Ulrich Ernst, "Leiter Konstruktion Motor", hat BMW sich vom V8-Hochdrehzahlkonzept verabschiedet? Eine Frage - nein, nicht der Ehre, sondern - der Schlankheit des Konzepts. Zwei Häferl weniger trügen entscheidend bei zur gesamten Abmagerung um 80 Kilo, "ergibt das beste Leistungsgewicht im Konkurrenzumfeld".
Da stand übrigens im Briefingraum ein M3 auf einer Hebebühne, Verkleidung entfernt, damit Details wie das aktive Hinterachsdifferenzial sichtbar wurden. Selbiges leistet einen enormen Beitrag zur Fahrdynamik, soeben ausprobiert, weshalb hinzugefügt sei: imposant. Solche Querbeschleunigungen aber auch. Gut, dass ich Kampffliegererfahrung habe.
Und jetzt geh' ich Michael Wimbeck ärgern, Projektleiter M3/M4, Bayer und kein "Preiss" (Ernst über Ernst). Warum denn die Konkurrenz - Mercedes (AMG), Audi (RS), bald sogar Lexus (RC F) - stärkere Motoren als BMW bei den bayerischen Paradesportlern hinkriegt? "Das Spiel mit den meisten PS ist für uns nicht relevant", sagt Wimbeck, "für uns zählen andere Werte."
Tatsächlich haben die Ingenieure wieder eine irre Maschine ersonnen. Die kombinieren in diesem Dreiliter-Reihensechser Turbo und Hochdrehzahlkonzept, toppen mit 431 PS den Vorgänger um elf PS und kriegen dabei den Verbrauch um ein Viertel runter. Recht so, man weiß ja nie, irgendwer zeigt heutzutage ständig mit grünem Finger und knallrotem Kopf auf sportliche Autos.
Nach dem heißen Renntag abends draußen beim Barbecue gefroren wie Schlosshund, nächsten Tages mit dem M3 Portugals Süden entlang der spanischen Grenze auf leeren Straßen erkundet, sittsam gefahren, aber nicht immer.
Diskussion mit Walter S., würdiger Wahlenkel Andreas Hofers, über Alltagsnutzen (M3 zwei Türen mehr) und Ästhetik (M4 schöner).
Nur warum kriegt der das Grinsen nicht weg? Werden etwa die Gesichtsnerven über ein Volantkontaktassistenzsystem stimuliert? Fragen über Fragen. Und weißt du, was ich bei der M GmbH vermisse, liebes Tagebuch? Ein Original wie den Herrn Promesberger, der "iwahabstz net" sagt, wenn er "überhaupt nicht" meint.
Drei Tage später. Salzkammergut. Wetter ist wieder im Lot, also mieselsüchtig, die Wärme hat sich nach Portugal gerettet. Konzentration auf die nächsten BMWs: 4er Gran Coupé und X4.
Hübsches weiß-blaues Quartett in nicht mal einer Woche. Schon irre, was die im Moment für eine Schlagzahl vorlegen. Allein in den letzten Monaten vorgestellt: Mini, i3, i8, 3er GT, 2er Coupé, 4er Cabrio.
Ich vertraue das jetzt nur deinen verschwiegenen Seiten an, wertes Tagebuch: Formal überzeugen mich, bei aller zugestandenen Eleganz, weder 4er Coupé noch Cabriolet restlos - das Gran Coupé aber schon. Mit 4,64 Meter nur zwei Zentimeter länger als der 3er, aber ein deutlich anderes Auto, komfortabler, gediegener.
Wird den Absatz ähnlich anregen ("Wir sind extrem hungrig", hat BMW Austria-Geschäftsführer Kurt Egloff dazu am Abend eingeworfen) wie der X4, der nach Strickmuster Mini Paceman und X6-Coupélinie und SUV vermählt.
Polarisiert nicht so sehr wie der X6 - was vielleicht sogar ein Manko ist. Nur, geschätztes Tagebuch: um 5.30 Uhr früh raus, um auf dem Rückweg nach Wien den X4 kennenzulernen, das reicht dann wieder für ein Weilchen mit den schlaflosen Nächten.
Und dich klapp' ich jetzt auch zu. Von den bezaubernden drei Engeln für Charlie, nein: Michael Ebner erzähl' ich dir ein andermal. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 30.5.2014)
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