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Eine Aludose kann rezykliert wieder zu einer Aludose werden.

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Der Bedarf von Aluminium wird immer größer: Vor allem die Automobilindustrie setzt auf den leichten Werkstoff.

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Wien – Das Aluminium-Erz Bauxit ist in der Erdkruste in rauen Mengen verfügbar. Der fertige Werkstoff ist extrem leicht, äußerst formbar und dennoch fest, widerstandsfähig, pflegeleicht und sehr langlebig. Da ist es kein Wunder, dass Aluminium in verschiedensten Anwendungsgebieten, vom Bauwesen über die Automobil- und Flugzeugindustrie bis hin zu diversen Haushaltsgeräten, verstärkt eingesetzt wird.

Der weltweite Bedarf am populären Material steigt um jährlich vier Prozent. Und rezykliertes Aluminium, sogenanntes Sekundäraluminium, kann ohne große Qualitätsverluste erneut für die Herstellung von diversen Produkten dienen. Während Plastik beim Recycling zu großen Teilen nicht mehr die Qualität des Ausgangsproduktes erreicht und etwa vom Verpackungsmaterial zum Plastiksackerl abgewertet wird ("downcycling"), kann Altaluminium vielfältig wiederverwendet werden. So kann eine Aludose wieder zu einer Aludose werden. Gesammeltes, reines Altaluminium kann sich aber genauso im Motorblock eines neuen Autos wiederfinden.

Eine Energiebank

In Sachen Umweltverträglichkeit wäre Aluminium also ein regelrechter Wunderwuzzi – wenn da für Konsumenten beim Kauf von Aluminiumprodukten nicht noch andere Faktoren zu bedenken wären: Denn für den Abbau von Bauxit werden großflächige und wertvolle Naturlandschaften wie Regenwaldgebiete in Brasilien gerodet. Regenwald wird freilich auch für die Förderung anderer Rohstoffe, für Möbel oder für großflächige Plantagen zerstört. Für die Erzeugung des Werkstoffes Aluminium sind aber noch gewaltige Mengen an Rohstoffen und Energie nötig. Dazu gibt es immer wieder Umweltprobleme mit Giftschlammbecken in alten Aluminiumfabriken – wie etwa bei der Katastrophe im westungarischen Kolontár im Jahr 2010.

Die Herstellung einer Tonne Primäraluminium benötigt etwa 15 Megawattstunden Strom. So viel verbraucht ein Zweipersonenhaushalt in fünf Jahren. Eine Tonne verbautes Aluminium findet sich in fünf oder sechs durchschnittlichen Autos. Trotz des exzessiven Einsatzes von Energie weisen Anbieter von Aluminiumprodukten aber darauf hin, dass durch die Langlebigkeit das Material im Vergleich zu anderen unterm Strich gute Umweltwerte liefert.

Denn Aluminium ist – erst einmal erzeugt – eine Energiebank. Soll heißen: Gebrauchtes Aluminium lässt sich mit geringem Aufwand dem Produktkreislauf zurückführen. Laut der Umweltschutzorganisation Global 2000 benötigt das Einschmelzen von gebrauchtem Alu nur fünf bis zehn Prozent des Energieverbrauchs der Neuproduktion. Damit können, im Vergleich zur Produktion von Neuware, 95 Prozent CO2-Ausstoß eingespart werden.

Großer Bedarf

Der deutsche Aluminiumerzeuger Novelis, bei dem etwa der österreichische Alu-Dacherzeuger Prefa Ware bezieht, verwendet nach eigenen Angaben 43 Prozent recycelte Materialien – nach 33 Prozent vor zwei Jahren. Bis 2020 will der Konzern mit 80 Prozent Sekundäraluminium arbeiten.

Der Mengeneinsatz von Aluminium nimmt vor allem durch den Bedarf der Auto- und Verpackungsindustrie zu. Der Schweizer Aluminium-Verband geht davon aus, dass die Recyclingquote für Aluminium in der Autoindustrie bei mehr als 90 Prozent liegt. Auch im Baugewerbe soll die Wiederverwendung von Alu bei 90 Prozent liegen. Weil der Werkstoff – am Beispiel von Autos oder Gebäuden – für rund zehn bis dreißig Jahre verbaut sein wird, muss vorerst die Nachfrage auch weiterhin großteils mit energieintensiv hergestelltem Primäraluminium gedeckt werden.

Trotz Forderungen von diversen Umweltorganisationen und Behörden konnte sich die Aluminium-Industrie bisher nicht dazu durchringen, ihre Produkte offiziell mit einem "Mascherl" zu versehen – also den Anteil von rezykliertem Aluminium auszuweisen. Als Grund dafür wird die – im Vergleich zum Bedarf – noch zu kleine Menge an am Markt verfügbaren Sekundäraluminium genannt. Bei Umwelt-Produktdeklarationen (sogenannten EPDs), die Ökobilanzen miteinander vergleichen lassen, schneiden Aluminiumprodukte aufgrund des langen Lebenszyklus gut ab. (David Krutzler, DER STANDARD, 31.5.2014)