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Marc Janko beschäftigte im Training Robert Almer, den eigenen Tormann. Österreich ist übrigens in der Weltrangliste des Fußballs die Nummer 40, Island liegt an 58. Stelle.

Foto: APA/Jäger

Innsbruck/Seefeld - "Es geht darum, auch in den Tests hundert Prozent zu geben, Leidenschaft zu zeigen. Da kann man nicht lockerflockig in ein Spiel gehen." Also sprach Teamchef Marcel Koller am Donnerstag in Seefeld und blickte auf gleich zwei leidenschaftliche Partien voraus. Am Freitag in Innsbruck gegen Island, am Dienstag in Olmütz gegen Tschechien. Für den 53-jährigen Schweizer sind es zudem zwei Werbeveranstaltungen. "Wir spielen, kämpfen, fighten, und das soll so weitergehen. Schließlich wollen wir noch mehr Fans fürs Nationalteam gewinnen. Ein Ergebnis können wir nicht garantieren, vollen Einsatz aber schon."

Koller liebt die ausführlichen Lehrgänge, er hat die Mannschaft seit einer Woche beisammen. Da lässt sich fußballerisch und gruppendynamisch einiges bewerkstelligen. "So ein Camp hat auch im zwischenmenschlichen Bereich große Vorteile. Abseits des Rasens ist das Geschehen von Harmonie und Respekt geprägt, auf dem Platz fliegen aber die Fetzen. Genau so muss es sein."

Rotation im Tor

Den Teamchef nach der Aufstellung zu fragen ist so sinnlos wie eine Hammerzehe, immerhin hat er angekündigt, dass alle drei Torleute (Robert Almer, Heinz Lindner, Ramazan Özcan) eingesetzt werden. Wer, wann und gegen wen, ist offen. Bedingt durch einige prominente Ausfälle (David Alaba, Martin Harnik, Veli Kavlak, Christian Fuchs) ist die Wahrscheinlichkeit für Valentino Lazaro, Michael Liendl und Stefan Ilsanker zu debütieren nicht gerade gering. Koller: "In den vergangenen zwei Jahren war der Stamm sehr kompakt. Da war es für andere schwierig, dazuzukommen. Jetzt können wir unseren Stamm vergrößern, es bietet sich für sie die Chance, sich zu präsentieren."

Kapitän Marc Janko hat die Einsätze Nummer 39 und 40 vor sich, er hält bei 17 Treffern. Der 30-Jährige giert nach wettkampfmäßigem Fußball. Da er bei Trabzonspor praktisch nie zum Einsatz kommt, ist er eher unterspielt und überhaupt nicht urlaubsreif. Janko darf den türkischen Klub im Sommer ablösefrei verlassen, die Beziehung ist ein Irrtum gewesen. "Wie es weitergeht, das ist ein großes Fragezeichen. Aber dass ich ablösefrei bin, macht es um einiges leichter. Die Vereine wissen über meine Stärken und Schwächen Bescheid. Ein Transfer wird nicht von einem einzigen Match abhängig gemacht."

Seltenes Duell

Island ist nicht gerade ein traditioneller Partner, es haben erst zwei Begegnungen stattgefunden. In der WM-Qualifikation gab es 1989 ein 0:0 und ein 2:1, Österreich ist nicht nur deshalb zur Endrunde nach Italien gefahren. Rund 25 Jahre später scheiterte Island erst im Playoff an Kroatien, war Brasilien also näher als die ÖFB-Auswahl. Teamchef ist der Schwede Lars Lagerbäck. 2011 hat es Gespräche mit Verbandsboss Leo Windtner gegeben, Lagerbäck unterlag schlussendlich Koller. Der 65-Jährige hat das verkraftet. "So ist das Business. Vielleicht war mein altes Schuldeutsch nicht gut genug. Ein Scherz."

Lagerbäck sieht im Tivoli keinen echten Favoriten. "Für uns ist es wichtig, solche Spiele zu gewinnen, damit wir uns ans Siegen gewöhnen. Meine Spieler haben einen guten Charakter, sie sind bodenständig." Der Einsatz von Tottenham-Legionär Gylfi Sigurdsson ist ungewiss, ihn zwickt der Rücken. Johann Berg Gudmundsson (Alkmaar) fällt aus. Das unterscheidet ihn von Aron Einar Gunnarsson, der bei Cardiff City unter Vertrag steht und bald Guido Burgstaller kennenlernt. "Wir Isländer wollen zeigen, dass wir im Sport nicht zu den Kleinen gehören. Innsbruck ist eine gute Gelegenheit." (hac, APA, DER STANDARD, 30.5.2014)