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"Grün" geht auch anders.

Foto: dpa/dpaweb

Das Schlagwort Nachhaltigkeit wird Wohnungssuchenden immer wichtiger. In der "Immo-Nachhaltigkeitsstudie 2012" etwa war sie für zwei Drittel der Befragten ein wichtiges Thema. Und laut Philipp Kaufmann, dem Gründungspräsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (Ögni) ist diese auch leistbar.

Eindeutig dem Premiumsegment zuordenbar sind aber die freifinanzierten Mietwohnungen in der Hockegasse/Buchleitengasse. Die Wohnungen im Niedrigenergiestandard punkten mit Schmankerln wie einem solarbeheizten Pool und einer mineralischen Fassade aus Steinwolle.

Das spiegelt sich allerdings auch im Preis wider. Die Mietkosten liegen bei knapp über 19 Euro pro Quadratmeter. Dass es auch Alternativen für schmälere Brieftaschen gibt, sieht man im geförderten Wohnbau. Ein Beispiel ist das "Zeilenhaus" in der Vorgartenstraße im zweiten Bezirk, das im Vorjahr fertiggestellt wurde.

Nur gefördert leistbar

In der Raxstraße sind ebenfalls geförderte Wohnungen entstanden. Das 2012 fertiggestellte Projekt wurde als Passivhaus und zum Teil als verbessertes Niedrigenergiehaus realisiert. Das Interesse sei wie bei jedem geförderten Projekt groß gewesen, hört man vom Bauträger win4wien, der von mehr als 5500 Vormerkungen spricht. Der Verkaufspreis bewege sich im geförderten Wohnbereich weit unter dem Verkehrswert. "Die Nachhaltigkeit war zwar für einige von Interesse, stand aber sicher nicht im Vordergrund. Natürlich ist sie ein Thema - speziell bei jüngeren Generationen - nur leider kann sich das die Mehrzahl der Wohnungssuchenden nur im geförderten Bereich leisten."

Auch in vielen "Cohousing"-Projekten lebt man nachhaltig. Die erste Cohousing-Siedlung Österreichs wurde 2005 in Gänserndorf verwirklicht: In der im Niedrigenergiestandard realisierten Siedlung "Der Lebensraum" verbinden die Bewohner ökologisches Wohnen im Grünen mit dem Leben in einer Gemeinschaft.

Nachhaltige Siedlungen

Die Tendenz scheint weg von der Nachhaltigkeit eines Einzelobjektes, hin zu ganzen Siedlungen zu gehen, was auch einer ökologischeren Gesamtbetrachtungsweise entspricht. Ein Beispiel: die Seestadt Aspern.

Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit ist hier das Projekt JAspern. Die geförderten sowie freifinanzierten Eigentumswohnungen, die sich derzeit in Bau befinden, erreichten 970 von 1000 möglichen klima:aktiv-Punkten. Schon vor Projektstart wurde der Passivhausstandard fixiert, das Konzept verzichtet gänzlich auf Stellplätze für Pkws. Außerdem wichtig für das - mehrfach überbuchte - JAspern waren etwa mehrstündige winterliche Besonnung, der Einsatz von Recyclingmaterial, Regenwassernutzung oder Urban Gardening, so die Chefarchitekten Ursula Schneider und Fritz Oettl von pos architekten. Und: "JAspern kann zu einem Plusenergiehaus aufgerüstet werden, alle Vorkehrungen sind getroffen", wodurch das Gebäude mehr Energie erzeugen würde, als es verbraucht.

Nachhaltigkeit im Bestand

"Der Wohnbau in Wien erfüllt bereits sehr hohe Standards", sagt Philipp Kaufmann. Wichtig sei, über den Bestand nachzudenken. Investiere ein Vermieter in ein Bestandsobjekt, das vor 1945 gebaut wurde, könne dieser wegen des Mietrechtsgesetzes nicht mehr Miete verlangen, "obwohl die Betriebskosten durch die Investition niedriger werden. Stelle ich etwas auf die grüne Wiese hin, bin ich frei." Es gebe einen Lagezuschlag, aber keinen Nachhaltigkeitszuschlag. Nur der Dachbodenausbau sei ausgenommen. "Aber das Thema Wohnen in Wien sollte nicht ohne Bestand gedacht werden." (Sonja Tautermann, derStandard.at, 11.7.2014)