Sepp Schellhorn wird für die Neos ins Parlament nachrücken.

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Gefreut hat sich Josef "Sepp" Schellhorn schon einmal. Doch dann wurde es im Herbst 2013 nichts mit dem Nationalratsmandat, und der Hotelier blieb Hotelier in Salzburg. Dabei hatte er mit Listenplatz vier bei den Neos gute Chancen auf den Einzug gehabt. Nun ist es aber so weit: Wenn Angelika Mlinar nach Brüssel geht, rückt Sepp Schellhorn in Wien nach.

Neues Terrain ist die Politik für ihn aber nicht. Der 47-Jährige war bereits für die ÖVP Gemeinderat im Pongau, davor im Wirtschaftsbund aktiv und Präsident der Österreichischen Hoteliersvereinigung. Aber "braver Parteisoldat" war Schellhorn nach eigenen Angaben nicht, schon deswegen nicht, weil er gegen eine "Zwangsmitgliedschaft" bei der Wirtschaftskammer war und ist. Bei den Neos findet er sich jetzt besser zurecht, in der ÖVP hätte er sich "hochschweigen müssen, um etwas zu werden", weil "kritische Geister bei den Schwarzen eine Majestätsbeleidigung" seien. "Irgendwann hatte ich genug davon, mich anzulügen, und habe mich für die Neos entschlossen."

"Bin nicht der Herr Plachutta"

Doch auch bei den Neos will er nicht immer brav nach Parteilinie tanzen. Dass er in der neuen Partei als Querkopf gilt und sagt, was er denkt, soll manchen in der Partei Bauchschmerzen bereiten. Schellhorn wertet das als "Vorschusslorbeeren". Nicht glücklich war er etwa über Hans Peter Haselsteiners Engagement bei den Pinken in der Schlussphase des Nationalratswahlkampfs. Heute sieht er das anders, der Industrielle habe den Neos Medienpräsenz gebracht und die Partei "in den Nationalrat getragen". Ihm sei es weniger um die Person als um das Liebäugeln Haselsteiners mit einer Vermögenssteuer gegangen. Damit kann der Hotelier, der sich selbst als "bürgerlich-liberal" bezeichnet, gar nichts anfangen – für ihn ist Eigenverantwortung von zentraler Bedeutung. Diese politische Einstellung teilt er mit seinem Bruder Franz, früher Presse, heute Agenda Austria.

Zu Spitzenzeiten beschäftigt Schellhorn etwa 100 Mitarbeiter in vier Betrieben. Neben dem Hotel Seehof in Goldegg betreibt er noch das Restaurant M32 in Salzburg und zwei Skihütten in Gastein. Als Chef gilt er mitunter als schwierig, eine ehemalige Mitarbeiterin beschreibt das mit: "Er hat Charakter." Abstreiten will er das gar nicht, stellt jedoch fest: "Ich bin nicht der Herr Plachutta", der menschliche Zugang zu seinen Mitarbeitern sei ihm wichtig. Aber: "Ich habe eine gewisse Vorstellung, wie meine Betriebe zu laufen haben." Dazu hat er auch eine hausinterne Ausbildungsakademie gegründet, an der neben fachspezifischer Ausbildung auch soziale Kompetenzen im Umgang mit Gästen geschult werden. Selbst unterrichten will er aber nicht: "Sie wissen schon, wegen dem Charakter."

Thomas-Bernhard-Fan, der sich ungern im Wald aufhält

Sein Hotel sieht er als "großes Gästehaus mit einer riesigen Bibliothek", das ein "Haus für Freunde" sein soll. Überhaupt spielen Literatur und Kultur eine große Rolle. Schellhorn ist Thomas-Bernhard-Bewunderer. Für sich entdeckt hat er den Schriftsteller über das "Wahnsinnswerk" "Holzfällen"; und vor einigen Jahren das "Fest für Thomas Bernhard" ins Leben gerufen. Außerdem vergibt er alljährlich Literatur- und Kunststipendien, derzeit ist der Autor Thomas Glavinic in Goldegg.

Auf die Politik freut sich der Vater von drei Kindern. Innerhalb der Partei werden die Sprecherrollen neu verteilt. Schellhorn wird voraussichtlich die Wirtschaftsagenden von Parteichef Matthias Strolz übernehmen sowie Tourismus- und Landwirtschaftssprecher werden. Sein Verhältnis zum Parteichef ist gut, wobei er gewisse Vorlieben wie Bäumeumarmen nicht teilt. Vorsichtig gesagt: "Ich halte mich nicht so gern im Wald auf." (Marie-Theres Egyed, derStandard.at, 3.6.2014)