Karlheinz Peter führt in der achten Generation das Spezialgeschäft Peter's Söhne in der Wiener Neubaugasse.

Foto: STANDARD/Urban

Wien - Sie werden rar. Die kleinen Läden mit ellenlanger Familientradition. Die dem hektischen Zeitgeist widerstehen und ihren eigenen Charakter bewahren. Karl Peter's Söhne ist ein solches Kleinod. Seit acht Generationen befindet sich der Spezialist für Handarbeiten, Posamenten und Spieluhren in der Hand der Peters.

Pünktlich um zehn Uhr sperrt Karlheinz Peter sein Geschäft in der Neubaugasse im siebenten Wiener Gemeindebezirk auf. Keine fünf Minuten später stehen auch schon drei Kunden drin, die eine bestimmte Wolle, passende Borte zu einem Tischtuch und eine Spieluhr suchen. Mit der Höflichkeit eines Kaufmanns der alten Schule werden sie von dem bald 71-Jährigen fachkundig bedient.

Apropos Posamenten. "Wissen Sie, was Posamenten sind? Ja? Dann gehören Sie zu einer elitären Minderheit! So nennt man Produkte der Posamenteriewerkstätte wie Quasten, Fransen, Borten, Knöpfe besonderer Art und Schnüre", klärt ein Schild in dem insgesamt 150 Quadratmeter großen Geschäft auf.

Wie alles begann: 1732 wanderte Heinrich Peters, zweiter Sohn eines Schnürmachermeisters aus Dinkelsbühl, nach Wien aus, um dort sein Glück zu finden. Er heiratete eine Posamentierertochter und gründete eine Firma. Beim Stöbern in den Archiven der Stadt Wien hat sein Nachfahre dessen erste Steuervorschreibungen aus den Jahren 1733 bis 1735 gefunden. "Stellen Sie sich vor, das waren jeweils nur ein paar Zeilen. Was für Zeiten!", sagt er und denkt an den heutigen Bürokratiekram.

Seit 1892 befindet sich der Peter'sche Betrieb am heutigen Standort in der Neubaugasse 13. Die Posamenteriewerkstätte, in der zu Zeiten des Großvaters noch 30 Leute arbeiteten, wird 1968 endgültig aufgegeben. "Die Wirtschaftlichkeit war nicht mehr gegeben", resümiert Peter. Die Borten, Bänder und Vorhangschnüre, die in den Regalen fein säuberlich nach Materialien und Farben geordnet sind, werden heute von Herstellern in Italien, Frankreich und Deutschland bezogen.

Übergabe schon besprochen

Wer heute noch nach diesen Waren nachfragt? "Bewohner von feudal eingerichteten Wohnungen ohne Ikea-Möbel. Aber auch Theater", antwortet Peter-Chef Peter. Doch allein davon und vom Verkauf von Nähseiden und Wolle ließe sich nicht mehr allzu üppig leben. Seit 1995 sind Musikspieluhren Umsatzträger im Sortiment.

Die neunte Generation arbeitet neben Peter und dessen Frau schon länger mit: Tochter Kirsten. Ob ihn der Gedanke an die Übergabe an sie nicht ein wenig wehmütig stimme? Peter schüttelt den Kopf. Das sei alles schon besprochen und festgehalten. Doch noch könnten seine Frau und er ja hier tätig sein. "Ich werde hinter der Budel stehen, solange ich kann." (Karin Tzschentke, DER STANDARD, 23.5.2014)