Christian Ankowitsch.

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In Zeiten, da sich Sprache in Plakaten und Schlagworten zuspitzt, etwa rund um Wahlen, tut eine ernsthafte Unterhaltung gut: über Literatur oder Liebe, auch über den Tod.

Das auf ORF 2 ausgestrahlte Literaturmagazin les.art lud am Montag dazu ein, in der leicht puffigen Zigarrenclub-Atmosphäre des Tanzcafés Jenseits zwei höchst unterschiedlichen Schreibenden zuzuhören. Moderator Christian Ankowitsch, selbst ein angenehm unaufgeregter, kluger Fragensteller, hatte die Niederländerin Margriet de Moor und den Deutschen Heinz Strunk zu Gast.

Was auch fein ist bei diesem Format: Die anderen Gäste des Cafés unterhalten sich still, niemand muss auf Befehl klatschen - eine Wohltat. De Moor beschreibt in ihrem Roman Melodie d'amour Ausformungen von Liebe, ohne Wahrheiten aufdrängen zu wollen: "Die Menschen benehmen sich so und so, und das ist oft verrückt", stellt sie fest. Heinz Strunk, wie de Moor ursprünglich Musiker und sonst noch allerlei, kann einem als Autor schon manchmal die Lachtränen in die Augen treiben. Doch nun erschien seine Botho-Strauß-Anthologie Der in sein Haus zurückgestopfte Jäger. Strauß sei der Autor seines Lebens, sagt Strunk und erzählt zudem vom gar nicht lustigen Leben mit Angststörungen. De Moor skizziert ihr dauerndes Umziehen und wie sie die immer selben Möbel in neue Häuser stellt.

Als Ankowitsch die beiden fragt, woran man die große Liebe erkenne, antworten sie zögernd. Mit Treue, Monogamie, aber auch Obsession versucht es de Moor. Strunk verweist auf den "düsteren Kosmos" von Michel Houellebecq, der leider wahr sei. Die Worte setzten sich irgendwo auf rotem Plüsch, sitzen gut - auch ohne Geklatsche. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 28./29.5.2014)