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Die Wahlbeteiligung ist niedrig, nur ein geringer Teil der Ägypter hat heute einen eingefärbten Finger.

Foto: APA/EPA/Elfiqi

Kairo - Nach einer niedrigen Beteiligung an der Präsidentenwahl in Ägypten hat die Regierung amtlichen Medien zufolge die Abstimmung um einen Tag verlängert. Die Zeitung "Al-Ahram" zitierte am Dienstag - dem zweiten und ursprünglichen letzten Tag der Wahl - ein Mitglied der Wahlkommission, wonach die Bevölkerung auch noch am Mittwoch ihre Stimmen abgeben können soll. Nach zwei Tagen lag die Wahlbeteiligung lag die Wahlbeteiligung bei 37 Prozent.

Die Regierung hatte zuvor bereits eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Beteiligung zu erhöhen. Dazu gehörten die Ausrufung eines arbeitsfreien Tages, längere Öffnungszeiten für die Wahllokale und kostenlose Nutzung der Züge im Land. Auch die staatlichen kontrollierten Medien und hochrangige Religionsvertreter riefen die Menschen zu den Urnen. Die verbotene Muslimbruderschaft hatte zum Boykott der Abstimmung aufgerufen. Eigentlich besteht in Ägypten Wahlpflicht.

Kein Zweifel an Sieg

An einem Sieg des Ex-Armeechefs Abdel Fattah al-Sisi bestand weiter kein Zweifel. Er hat mit Hamdin Sabahi aus dem linken politischen Lager nur einen Gegenkandidaten, der aber als chancenlos gilt. Daher wird die Wahlbeteiligung im In- und Ausland als wichtiges Maß für die Beliebtheit des bisherigen Militärchefs gewertet.

Hamdins Lager erklärte, schon am Montag sei die Beteiligung eher "mäßig und in einigen Fällen schlechter als mäßig" gewesen. Am Dienstag gab es in verschiedenen Stadtteilen Kairos kaum Warteschlangen vor den Wahllokalen, andere waren sogar leer. Insbesondere waren kaum jungen Menschen zu sehen, die Generation, die 2011 den Aufstand im Arabischen Frühling getragen hatte. "Die beiden Kandidaten wurden uns aufgezwungen", sagte ein 24-jähriger Bäcker im Vorort Imbaba. "Ich will keinen davon."

Der bis vor wenigen Monaten kaum bekannte Sisi genießt dagegen die Unterstützung von Ägyptern, die der Unruhen und wirtschaftlichen Probleme der vergangenen Jahre überdrüssig sind. "Er ist der Chef der Armee, er wird respektiert, er ist weder korrupt noch ein Verbrecher. Deswegen wähle ich Sisi", sagte eine 34-jährige zweifache Mutter, die in Imbaba vor einem Wahllokal wartete. Bei anderen Ägyptern kam an, dass sich der 59-Jährige als gottesfürchtiger Verteidiger des Islam präsentiert. Allerdings wird er auch von koptischen Christen als Beschützer gesehen. Nach dem Sturz des gewählten Präsidenten und Muslimbruders Mohammed Morsi waren ihre Kirchen angegriffen worden. Das Militär entmachtete Mursi im vergangenen Jahr. (APA, 27.5.2014)