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Es war ein Händedruck, der den Beginn eines neuen Südasien markieren könnte: Der indische Regierungschef Modi mit dem pakistanischen Premier Sharif.

Foto: EPA/HARISH TYAGI

Berlin/Neu-Delhi- Selten hat ein Handschlag solche Hoffnungen geschürt. Als Indiens neuer Regierungschef Narendra Modi und sein pakistanischer Amtskollege Nawaz Sharif in Delhi zusammentreffen, schütteln die beiden Männer lächelnd minutenlang die Hände. Und Indiens Fernsehsender überschlagen sich fast vor Euphorie. "Dies könnte der Beginn eines neues Südasien sein”, jubelt CNN-IBN.

Nach dem sensationellen Wahlsieg seiner Hindu-Partei BJP über die Gandhi-Dynastie hat Modi am Dienstag offiziell das Amt als 15. Premierminister Indiens angetreten. “Indien beginnt das Modi-Zeitalter”, titelte Asian Age.

Treffen mit Erzfeind Pakistan

Südasiens neuer starker Mann verlor keine Zeit, auf den Erzfeind Pakistan zuzugehen. Bei dem 40-minütigen Treffen wurde, wie erwartet, über Terrorismus und den Ausbau des bilateralen Handels gesprochen. Das Gespräch sei “exzellent” verlaufen, sagte Sharif. Die beiden Länder, die drei Mal Krieg führten, hätten die Chance, ein neues Kapitel aufzuschlagen. “Ich komme mit der Botschaft des Friedens.”

Demonstrativ hatte Modi neben den Führern anderer Nachbarländer auch Sharif zu seiner Vereidigung geladen. Das hatte es in Geschichte Indiens seit der Unabhängigkeit 1947 noch nicht gegeben. Der diplomatische Coup des Hindu-Nationalisten hatte überrascht: Faktisch knüpft er damit aber an die Politik des früheren BJP-Regierungschefs Vajpayee an, der das Land von 1998 bis 2004 regiert hatte.

Pompöse Show bei Vereidigung

Die Vereidigung am Vorabend im Hof des Präsidentenpalastes im Herzen der Kapitale Neu-Delhi war zu einer pompösen Show der Stärke, aber auch des Aufbruchs geraten. 4000 Ehrengäste, darunter Bollywood-Stars wie Salman Khan, Industriekapitäne wie Anil Ambani und Ratan Tata sowie Hindu-Mönche, nahmen teil. “Zusammen werden wir eine glorreiche Zukunft für Indien erschaffen”, sagte Modi in seiner Antrittsrede.

Bei den Wahlen hatte Modis rechtsnationalistische BJP als erste Partei seit drei Jahrzehnten eine alleinige Mehrheit erreicht. Auf Modi lasten nun riesige Erwartungen. Die Menschen hoffen, dass er so schnell wie möglich die lahmende Wirtschaft wieder in Schwung bringt. Dabei kann er einen Konflikt mit Pakistan nicht brauchen. Dies gilt auch für Sharif, der in Pakistan ebenfalls mit einer Wirtschaftskrise kämpft.

Frostiges Verhältnis seit 2008

Das Verhältnis zwischen den Atommächten ist seit Ende 2008 frostig, als die pakistanische Terrorgruppe Lashkar-e-Toiba Hotels und andere Gebäude in Mumbai angriff und fast 200 Menschen tötete. Modi und Sharif wollen nun offenbar die Eiszeit beenden. Sharifs Spielraum ist allerdings begrenzt. Das letzte Wort hat Pakistans mächtiges Militär, das in der Vergangenheit eine Annäherung wiederholt torpedierte.

Modi hielt sein Versprechen, die Regierung zu verschlanken. Er reduzierte die Zahl der Kabinettsposten von 77 auf 45. Dabei besetzte er die meisten Jobs mit Gefolgsleuten. Laut Medien stellen Hindus 93 Prozent der Kabinettsmitglieder. Dagegen ist nur eine Muslima in der Regierung. Auch untere Kasten und Dalits, also Unberührbare, seien kaum vertreten. (derStandard.at, 27.5.2014)