Die von Eigenlob triefenden Jubelmeldungen des Institute of Science and Technology Austria (Ista) über die angebliche Exzellenz seiner Forschung sind auch nach fünf Jahren seit seiner Gründung durch kein einziges unabhängiges internationales Ranking belegt.

Das Ista hat im Gegensatz zu allen Uni- und Akademieinstituten bisher keinen seriösen Leistungsbericht und keine transparente Wissensbilanz vorgelegt. Es existiert kein professioneller Entwicklungsplan für die kommenden Jahre und kein objektives Verfahren zur Qualitätssicherung, wie dies auf Basis des Universitätsgesetzes 2002 zu Recht allen österreichischen Universitäten abverlangt wird.

Aber da gibt es doch ein im Auftrag des Kuratoriumsvorsitzenden Claus Raidl 2011 verfasstes und ausschließlich positives Gutachten von sechs ausländischen Experten! Wie ich in einer Stellungnahme für den Wissenschaftsausschuss im Parlament nachgewiesen habe, war diese sogenannte Evaluation des Ista eine unglaubliche Farce, weil die sechs Gutachter nicht von einer unabhängigen Einrichtung, z. B. vom FWF oder vom European Research Council, sondern vom Ista selber ausgesucht wurden und obendrein zwei der Gutachter hochgradig befangen waren.

Es wirft ein bezeichnendes Bild auf die "Objektivität" dieser Evaluation, dass Ista-Chef Thomas Henzinger selber seit 20 Jahren laufend mit einem dieser "objektiven Gutachter" (Moshe Vardi, Rice University, Texas) im gleichen Fachgebiet der Informatik kooperiert und gemeinsam publiziert. Nach international üblichen Standards, die insbesondere vom FWF stets beachtet werden, ist dies ein klarer Fall von Unvereinbarkeit.

Der Vorsitzende des Ista-Exekutivkomitees, Haim Harari, hat später - offenbar unter dem Eindruck dieser tendenziösen Evaluation - in einem Gastkommentar im Standard allen Ernstes behauptet, die Informatik-Fakultät des Ista sei eine der besten in Kontinentaleuropa.

Des Kaisers neue Kleider

Auch diese Behauptung ist durch kein einziges internationales Ranking belegt und steht in merkwürdigem Kontrast zu dem Umstand, dass 2013 der Heinz-Zemanek-Preis als bedeutendster österreichischer Informatikerpreis für exzellente Forschungsarbeiten von einer hochkarätigen Jury an einen Absolventen der Universität Linz vergeben wurde und nicht an einen Mitbewerber aus dem Ista, der sich ebenfalls um diese in der Informatikszene äußerst begehrte Auszeichnung beworben hatte.

Und wenn Haim Harari ständig das Weizmann-Institut als Vorbild für das Ista propagiert und die Hirnforschung als Musterbeispiel erwähnt, kann ich das nur als gefährliche Drohung ansehen: In der Zeit seiner Präsidentschaft am Weizmann-Institut in Israel sind dort nämlich unbeschreiblich grausame, wissenschaftlich suspekte und methodisch veraltete Tierversuche an Primaten durchgeführt worden, was zu weltweiten, wenn auch in Österreich kaum beachteten Protesten geführt hat.

Zum Glück hat allerdings eine Klosterneuburger Bürgerinitiative die von Harari 2008 inszenierte Berufung eines berüchtigten Tierquälers aus Bayern zum ersten Ista-Chef in letzter Minute verhindern können.

Nach allen mir bisher bekannt gewordenen Befunden kann ich daher die Bundesmittel, die in den letzten fünf Jahren in die "Exzellenz-Uni" in Gugging versenkt wurden, nur als grob fahrlässige Verschwendung von Steuergeldern bzw. von öffentlichen Forschungsmitteln einstufen - mit unübersehbaren Analogien zum bekannten Märchen Des Kaisers neue Kleider.

Und angesichts real sinkender Globalbudgets, die der Finanzminister den Universitäten für die nächsten Jahre zumutet, ist es eine inakzeptable Verzerrung der Wettbewerbsbedingungen, wenn das Ista in den nächsten fünf Jahren ohne erkennbaren wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Nutzen neuerlich mit beträchtlichen Erhöhungen aus dem Wissenschaftsbudget des Bundes beglückt wird. (Norbert Rozsenich, DER STANDARD, 27.5.2014)