Junge Männer mit einem Gefühl der Benachteiligung und mit Bereitschaft zu Gewaltlösungen sind die größte Gefahr für die Stabilität einer Gesellschaft. Das zeigt ein Blick auf die meisten aktuellen Krisenherde.

Deshalb sollte man nicht außer Acht lassen, dass die FPÖ den höchsten Wähleranteil bei jungen Männern mit formal niedrigem Bildungsabschluss hat. Wie sich jetzt bei der EU-Wahl wieder zeigte.

Christoph Hofinger vom Sora-Institut sagt im Standard-Chat, dass "Strache vor allem bei den jungen Männern mit BHS- und Lehrabschluss zum Teil eine Identifikationsfigur ist". Hofinger: "Manche dieser Gruppe haben das Gefühl, nicht den gerechten Anteil am Kuchen zu haben (...). Wenn das der Fall ist, neigen sie zu Systemprotest und auch xenophoben Einstellungen, beides wird durch die FPÖ bedient."

Es gab einmal Zeiten, da hat die SPÖ diese Bevölkerungsgruppe vertreten und versorgt. Mit Jobs im Staatssektor (bis das zu teuer wurde), mit billigen Sozialwohnungen (bis das irgendwie auch nicht mehr so leicht ging) - und mit etwas, das man einmal "Arbeiterkultur" nannte. Dass viele der jungen Männer glauben, andere junge Männer aus Anatolien nehmen ihnen die Jobs und Wohnungen weg, macht die Situation noch kritischer.

Die alten Zeiten kommen so nicht wieder. Aber es scheint, als habe die SPÖ diese jungen Männer aufgegeben, und das ist ein schwerer Fehler. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 27.5.2014)