Treasure Island - The Most European Supermarket. Am Anfang meines Studienaufenthaltes in Chicago habe ich noch abschätzig über das Branding einer amerikanischen Supermarktkette gelacht. Was sollte das überhaupt sein, ein europäischer Supermarkt? Ein Lebensmittelgeschäft ohne Bananen und Mangos, nur mit Speck, Brie und Oliven?

Erst im Laufe der Zeit erschloss sich mir die Faszination der Amerikaner für alles, was annähernd mit Europa zu tun hat. Das begann damit, dass jeder, der sich mir vorstellte, zuerst seine europäischen Wurzeln aufzählte. Es war aber auch da zu spüren, wo mir mein Akzent sichtbar Sympathiepunkte einbrachte. Es zeigte sich bei rudimentären Dingen, als etwa meine jungen Studienkollegen vom Kleidungsgeschmack der Europäer schwärmten und den Jogginghosen am Uni-Campus den Kampf ansagen wollten. Auch da musste ich lachen, weil sich mir Bilder aus der Wiener U-Bahn aufdrängten.

Meine Amerikaner waren überzeugt: Stil und Tradition, ob das nun Essen, Kleidung, Kultur und Geschichte betrifft, kommt nur aus Europa. Dass jedes europäische Land seine Eigenheiten hat, war zweitrangig. Mir wurde jedenfalls bewusst, dass Europa andernorts sehr stark als Einheit wahrgenommen wird. Nur wir selbst tun uns schwer damit. (Teresa Eder, DER STANDARD, 24.5.2014)