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Ein Tastengenie, auf sich selbst zurückgeworfen: Chick Corea bei der Klangerforschung des Jazz.

Foto: AP/John Davisson

Wien - "Welcome to my living room!", so begrüßt Chick Corea im Rahmen des soeben erschienenen Soloalbums Portraits (Stretch / Concord Jazz) das Auditorium. Um sich sogleich in freier Improvisation in die Klaviatur zu vergraben und Kompositionen zutage zu fördern, die für ihn in seiner langen Karriere besondere Bedeutung besessen haben: Round Midnight von Thelonious Monk. Waltz For Debby von Bill Evans. Pasttime Paradise von Stevie Wonder.

Auch der klassikaffine Corea, der schon zu Beginn der 1980er Mozart-Klavierkonzerte aufgenommen hat, kommt zu Wort: Er intoniert geistreiche Paraphrasen von Skrjabins Préludes und Bartóks Bagatellen. Schließlich sind da auch Eigenkompositionen zu vernehmen, in Gestalt einer Neueinspielung des sich durch Schlichtheit und Originalität auszeichnenden Children's Song-Zyklus aus den frühen 1970ern. Kein Zweifel, im Rahmen von Portraits fügen sich die Hommagen und Tribute wie klingende Mosaiksteine zu einem Selbstporträt Chick Coreas zusammen. Die Doppel-CD scheint nicht nur deshalb bemerkenswert: Soloaufnahmen spielen im umfangreichen OEuvre des Pianisten aus Chelsea, Massachusetts, eine eher untergeordnete Rolle. Man lasse sich die rare Gelegenheit nicht entgehen, einen der bedeutendsten Pianisten des modernen Jazz im intimsten aller musikalischen Settings zu erleben, lustvoll auf sich selbst zurückgeworfen. (Andreas Felber, DER STANDARD, 24.5.2014)