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Polizeibeamte nahe Annaberg in Niederösterreich an jenem 17. September 2013.

Foto: EPA / Roland Schlager

Wien - Beim Einsatz gegen Alois H. seien keine Fehler passiert - das ist kurz zusammengefasst das Ergebnis eines Evaluierungsberichts des Vorgehens der Ermittler am 17. September 2013 gegen den Wilderer. Nach der Polizeiaktion in Annaberg in Niederösterreich war aus internen Kreisen Kritik an der Polizeitaktik und der Ausrüstung laut geworden. H. hatte eine Polizeisperre durchbrochen und in weiterer Folge vier Einsatzkräfte - darunter ein Cobra-Mann - erschossen. Seit Donnerstag liegt der Bericht der Kommission vor, in der externe Fachleute - wie deutsche Polizeibeamte - und Experten des Innenministeriums (BMI) vertreten waren.

Das Team kam zu dem Schluss, "dass der operative Polizeieinsatz lageangepasst und zielorientiert abgewickelt wurde"; es seien "keine Faktoren festgestellt" worden, die H.s Handlungen "zwingend verhindern hätten können". H. habe "äußerst überlegt, schwer bewaffnet und ortskundig" gehandelt. Zudem, so führte Konrad Kogler, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, bei der Berichtspräsentation aus, habe H. "sehr außergewöhnlich" agiert.

Die Kommission formulierte aber Empfehlungen, deren Umsetzung laut Kogler derzeit geprüft werde oder teilweise schon laufe:

  • Überpüft wird etwa, ob Einsatzkräften künftig manchmal das Tragen der Schutzausrüstung vorgeschrieben werden soll - derzeit hätten sie Wahlfreiheit. Einem Beamten, der beim Einsatz starb, hätte das das Leben retten können. Die anderen Opfer starben durch Hals- oder Kopfschüsse.
  • Außerdem denkt das BMI die Anschaffung oder Ausleihe von Fahrzeugen höherer Panzerungsklasse an. Dabei sollen Synergien mit anderen Behörden wie dem Bundesheer genützt werden.
  • Auch der Einsatz deformierender Munition (die das Verletzungsrisiko bei Getroffenen erhöht) wird geprüft.
  • An einem österreichweit einheitlichen Einsatzleitsystem mit durchgehender GPS-Erfassung von Einsatzfahrzeugen - derzeit nur in Wien der Fall - werde gearbeitet.
  • Die Kommunikation mit der Rettung soll verbessert, die Ausbildung von Cobra-Kräften zu Rettungskräften vorangetrieben werden.
  • Die Durchhaltefähigkeit eingesetzter Kräfte sei sicherzustellen. Hätte der Einsatz damals länger gedauert, wäre man bald an eine Kapazitätsgrenze gestoßen.
  • Ein Ausbau der Schulung für extreme Stresslagen soll erfolgen. Claus Polndorfer vom psychologischen Dienst im BMI warnt aber: "Man kann lebensgefährliche Situationen nicht trainieren." (Gudrun Springer, DER STANDARD, 23.5.2014)