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Die Mahmud-Moschee in Zürich besitzt eines der vier Minarette, die in der Schweiz vor dem Verbot gebaut werden durften.

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Vier Minarette stehen in der Schweiz und dabei wird es auf absehbare Zeit auch bleiben: Denn vor gut fünf Jahren stimmte das Schweizer Volk mit 57 Prozent deutlich für ein Minarettverbot.

Seither ist es in der Öffentlichkeit ruhig geworden um das Thema, doch die mehr als 300.000 Schweizer Muslime fühlen sich weiterhin diskriminiert in ihrer Religionsausübung.

Über die Konflikte im Zusammenhang mit dem Moscheenbau sprechen dieses Wochenende Experten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz auf einer Tagung bei Basel. Dabei soll der Umgang mit dem Thema in den drei Ländern verglichen werden.

Diskussion deutlich abgeebbt

"Der Ausgang dieser Abstimmung war für alle Beteiligten - auch für die Initiatoren des Referendums selbst - eine Überraschung", erinnert sich der Basler Theologie-Professor Reinhold Bernhardt, selber einer der Redner bei der Tagung. "Kurz danach gab es in den Medien noch einige Analysen, aber dann ist die öffentliche Diskussion darüber deutlich abgeebbt", sagt Bernhardt.

Für die Gegner des Verbots wäre es ein schamhaften Schweigen gewesen, man habe diese peinliche Angelegenheit nicht weiter ausbreiten und stattdessen zur Tagesordnung übergehen wollen. Für die Befürworter habe es nichts mehr zu diskutieren gegeben, sagt der Theologe. Sie hatten erfolgreich die Angst vor einer drohenden Islamisierung der Schweiz geschürt.

"Diskriminierender Akt"

Natürlich gab und gibt es auch in der Schweiz einzelne extremistische islamistische Eiferer und Hassprediger, doch die Schweizer Regierung stellte im Abstimmungskampf klar: "Verfassungsfeindliche, gewalttätige Aktivitäten extremistisch-fundamentalistischer Kreise, die sich auf den Islam berufen, könnten durch ein Minarettverbot in keiner Weise bekämpft oder verhindert werden. Ein solches Verbot könnte vielmehr den religiösen Frieden gefährden, da es von der muslimischen Bevölkerung als diskriminierender Akt aufgefasst werden müsste."

In der Tat: Viele Muslime, die zum großen Teil als Ausländer in der Schweiz gar nicht abstimmen konnten, "fühlen sich nach der kritischen Diskussion über den Islam in der Schweiz diskriminiert. Viele wollen einfach in Ruhe ihre Tradition pflegen und verhalten sich in der Öffentlichkeit möglichst unauffällig", ergänzt Theologe Bernhardt. Damit wird aber genau das erschwert, was eigentlich nötig wäre - ein Dialog über die Religionsgrenzen hinweg.

Nicht nur in der Debatte sind die Muslime selbst kaum präsent - auch im öffentlichen Raum, im Stadtbild, sind die rund 150 bis 200 muslimischen Kulturzentren und Gebetsstätten kaum sichtbar. Viele dieser Stätten sind in gewöhnlichen Gebäuden untergebracht, oftmals am Stadtrand, in einer Gewerbezone oder irgendwo in der Agglomeration; weder ein Minarett noch sonst ein Merkmal deutet auf den sakralen Charakter dieser Bauten hin.

Moschee muss ausziehen

Zudem haben die muslimischen Gemeinschaften oftmals Schwierigkeiten, Räumlichkeiten zu finden. So muss die Mescid-Moschee in Basel, eines der ersten in der Schweiz eingerichteten islamischen Kulturzentren, nach 43 Jahren ausziehen, weil der Raum aus feuerpolizeilichen und denkmalpflegerischen Gründen nicht mehr als Versammlungslokal genutzt werden darf.

Die benachbarte katholische Kirche bot sich den muslimischen Gläubigen vorübergehend als Gebetsraum an. Das kann aber allein deshalb keine dauerhafte Lösung sein, weil wegen des islamischen Bilderverbotes die Heiligenbilder in der Kirche mit Tüchern abgedeckt werden mussten. (Klaus Bonanomi aus Bern, DER STANDARD, 23.5.2014)