Livemusik wird es auch im "Weinklub" geben, allerdings hörbar leiser.

Foto: Ost Klub

Wien - Der Ost Klub am Wiener Schwarzenbergplatz wird seinen zehnten Geburtstag nicht erleben. Die 2005 eröffnete Konzertlocation, die sich unter Freunden zeitgenössischer Populärmusik aus Osteuropa schon bald überregional einen Namen machte, wird nach Anrainerbeschwerden Ende Juni schließen.

Zu laut sei die Musik, beklagte sich ein Nachbar, der kürzlich in eine leerstehende Wohnung direkt über dem Kellerlokal gezogen ist. Der Kampf, den Klub in seiner jetzigen Form weiterzuführen, war nicht zu gewinnen, sagt Geschäftsführer Matthias Angerer zu derStandard.at.

Erwachseneres Lokalkonzept

Also überlegte er sich für die rund 850 Quadratmeter Lokalfläche im vierten Gemeindebezirk ein Alternativkonzept. Mit dem "Weinklub" wird er im Herbst eine Vinothek eröffnen, in der auch Live-Musik zu hören sein wird; leiser und gediegener freilich.

"Nach Jahren berauschter Russendisko und Balkanparty, die sehr intensiv und kräftezehrend waren, habe ich mich nun entschlossen, meinem Alter und auch meinen Interessen entsprechend ein etwas erwachseneres Lokalkonzept anzugehen", sagt der 48-Jährige. Selbiges sieht laut Angerer neben einer "gut gemischten Selektion österreichischer Weine" auch einen begehbaren Humidor für Zigarren- und Pfeifenraucher in der "Wurlitzerbar" und Speisen von heimischen Biobauern vor.

GIs gründen einen Jazzclub

Das Souterraingewölbe schaut auf eine fast 70 Jahre währende Geschichte als Ort der Livemusik zurück. 1945 richteten US-amerikanische Soldaten den ersten Jazzclub der Stadt ein, 1961 kam in einem angrenzenden Raum der Musikclub "Atrium" dazu, die laut "Kronen Zeitung" erste Diskothek Österreichs. Weil das Lokal stets überfüllt war, wurde 1987 unterhalb des Innenhofs ein weiterer Raum ausgehoben, der als Konzertsaal "Zugabe" berühmt werden sollte.

2004 übernahm Angerer das unterirdische Labyrinth und führte es zum Ost Klub zusammen. Dieser etablierte sich nach der Eröffnung im Jahr darauf in einer gar nicht so kleinen Nische zwischen Klezmervarianten, Ostpop und Turbopolka. Vor allem die durch die ORF-Sendung "Willkommen Österreich" noch bekannter gewordene Band Russkaja erntete im Ost Klub erste Lorbeeren.

Ein Abschluss

In den vergangenen Jahren öffnete sich der Klub auf der Wieden schließlich auch anderen Varianten von Ethno- und Weltmusik. Und immer wieder war er Bühne für Veranstaltungen abseits der Musik, für Ausstellungen, Lesungen und Projektpräsentationen.

Der reguläre Betrieb des Ost Klub endet noch im Juni, eine letzte Veranstaltung wird es am 4. Juli geben. Der "Weinklub" wird nach dem Umbau per "soft opening" im September und ganz offiziell am 10. Oktober öffnen. (Michael Matzenberger, derStandard.at, 24.6.2014)

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