"Wir sind ein professionelles Netzwerk mit privatem Charakter“, drückt Günther Strenn es aus. Mit seinen gerade einmal 34 Jahren ist er trotzdem schon dienstältester Ambassador, also Botschafter, von Internations. Das ist ein weltweites Netzwerk für Expats (von Firmen ins Ausland Entsandte) und andere weltoffene Menschen. Gründungsziel war es, allen, die im Ausland leben und arbeiten, bei der Umstellung auf die fremde Umgebung und Kultur zu helfen.

Heute ist Internations in 390 Städten in aller Welt vertreten, seit 2007 ist auch Wien dabei. Basierte das Netzwerk früher auf einem Einladungsprinzip, kann sich heute jeder anmelden. Was die Online-Plattform zum Beispiel von Facebook unterscheidet, ist, dass jede Registrierung von einem Support-Team in München überprüft wird. Mit Fakenamen kommt man hier also nicht weit.

Die Basismitgliedschaft ist gratis, mit einem zahlungspflichtigen Upgrade wird man um rund fünf Euro monatlich „Albatrosmitglied“. Diese haben gewisse Vorteile, können zum Beispiel selbst eine „activity group“ gründen oder haben Vorrang bei einer jener exklusiven Veranstaltungen, die Internations regelmäßig in der jeweiligen Stadt organisiert.

Passion: Networking

Und da kommt wieder Günther Strenn ins Spiel. Er kümmert sich ehrenamtlich darum, dass sich die Internations-Mitglieder bei den Get-togethers, Clubbings und Empfängen im passenden Rahmen auch persönlich kennenlernen. „Networking ist meine Passion“, sagt der Geschäftsführer von usg professionals. Das trifft sich gut, denn darum geht es schließlich bei Internations. Es gibt Gruppen zu allen möglichen und unmöglichen Themen: Tauchen, Kochen, Kino, Musik, Nightlife und auch eine „women only“-Gruppe. Die inzwischen mehr als 16.000 Mitglieder in Wien können sich auf einem „Marktplatz treffen“, einander Wohnungen, Jobs, Kindermädchen oder Sprachkurse empfehlen. Hier finden sich Arabisch-Deutsch-Tandems ebenso wie Whiskykenner.

Joane aus Baltimore zum Beispiel lebt schon lange in Österreich und hat hier viele Freunde. Sie ist trotzdem in die schicke Bar des Hotel Lamée gekommen, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und wieder einmal Englisch zu sprechen. Leider ist der Abend so gut besucht, dass wir kaum unser eigenes Wort verstehen. Joane will sich demnächst in einer neuen Charity-Group engagieren, die gerade auf Internations Wien gegründet wurde. Als Expat und Amerikanerin beeindrucken sie in Wien vor allem die öffentlichen Verkehrsmittel.

„Ich war selber früher mehrmals Expat“, erzählt Malte Zeeck, der Gründer von Internations. Er hat als Fernsehreporter u. a. in Brasilien und Indien gelebt und kennt die Probleme der globalisierten Arbeitswelt aus eigener Erfahrung. So kamen er und zwei Freunde auf die Idee einer Plattform, „wo man sich mit anderen Menschen, die in der gleichen Situation sind, austauschen kann“. As simple as that. Heute hat Internations mehr als 1,1 Millionen Mitglieder weltweit und wird von internationalen Unternehmen gerne genutzt, um ihre Mitarbeiter bei Auslandsaufenthalten zu unterstützen.

Internations finanziert sich über die Premium-Mitgliedschaften und „Werbekunden, die Interesse an unserer internationalen Mitgliederbasis haben“, sagt Zeeck.

Komplettes Geschäftsmodell

Inzwischen hat das Internations-Hauptquartier in München 70 Mitarbeiter, darunter IT, Support und ein Team, das die ehrenamtlichen Botschafter und Veranstaltungen weltweit koordiniert und unterstützt. Daneben verfasst ein „editorial office“ für die Plattform redaktionelle Artikel über das Leben im Ausland. Zudem gibt es lokale Scouts, die Mitglieder mit Fragen aller Art kontaktieren können, etwa bezüglich „Restaurants in Madrid, Schwimmen in Dubai oder Sightseeing in Accra“, sagt Malte Zeeck. Der Mehrwert gegenüber herkömmlichen Reiseplattformen? Die Vertrauensbasis.

„Grundsätzlich darf jeder, der Interesse hat, Freiwilliger bei uns werden“, erzählt Zeeck. „Unser Community-Management-Team führt ein Gespräch mit den Interessenten.“ Was bei der Auswahl zählt, seien Offenheit und eigene internationale Erfahrungen, also Soft Skills - und natürlich Begeisterung. Die ist ja bekanntlich ansteckend. (Tanja Paar, DER STANDARD, 24./25.5.2014)