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In Spanien gibt es immer etwas zu feiern.

Foto: AP/Widmann

Sage noch einer, dass mein Nachbar laut ist! Seit ich in Madrid war, weiß ich, was Party heißt. Der junge Mensch pflegt sich da am frühen Abend, also gegen 22 Uhr, mit einer Runde Tapas und acht Flaschen Bier, die appetitlich in einem Körbchen serviert werden, aufzuwärmen, um dann feiernd und singend bis halb sechs Uhr morgens durch die Straßen zu ziehen. Kein Wunder: Zu Hause sitzen ja die Eltern, für eine eigene Wohnung fehlt bei der enormen Jugendarbeitslosigkeit das Geld. Rund jeder zweite Jugendliche in Spanien war laut Eurostat Ende 2012 ohne Arbeit.

Zu feiern gibt es immer was

Gefeiert wird trotzdem, ein Anlass findet sich immer: Sei es der Stadtheilige San Isidro, auf dessen Wohl angestoßen wird, oder ein Meistertitel von Atlético Madrid, dem mit wilden Schlachtgesängen gehuldigt wird. Es gleicht ein bisschen dem lieben Augustin und seinem Tanz um die Pestgrube, draußen in den Trabantenstädten sieht es anders aus. An gefühlt jeder zweiten Wohnung hängt ein "Zu verkaufen"- oder "Zu vermieten"-Schild.

Arbeitslose Universitätsprofessoren verdingen sich mit Übersetzungen oder geben Sprachunterricht. Das heißt, die glücklichen unter ihnen, die einer Fremdsprache mächtig sind. Denn die meisten Spanier meiner Generation sprechen mit Mitte 40 kaum bis gar kein Englisch, geschweige denn eine andere Fremdsprache. Ein Manko, das den Jungen meist schon schmerzlich bewusst ist. Sie besuchen wenn irgend möglich Sprachkurse – um ihr Glück woanders zu versuchen.

Insel der Seligen

Im Vergleich zu Spanien kommt einem Österreich also einmal mehr vor wie eine Insel der Seligen, und auch die Situation an den Unis erscheint in einem anderen Licht. Der Vergleich macht mich sicher, und ja, ich studiere noch. Die Präsentation hat übrigens - nach kleinen Anfangsschwierigkeiten - gut geklappt.

Am Tag des Referats treffen wir vier schon deutlich vor Beginn der Lehrveranstaltung im Hörsaal ein. Die technische Ausstattung ist sehr gut, Beamer, Mikro, alles da. Ich bin beeindruckt, wie souverän die jungen Kollegen damit umgehen. Der Informaloge oder Soziomatiker, wie ich ihn insgeheim nenne, steckt seinen Laptop an, allein, es funktioniert nicht. Er kann unsere Präsentation, die wir auf einen Server in der Schweiz hochgeladen haben, weil es dort Gratis-Webspace gibt, nicht zeigen. Wir beschließen, trotzdem zu starten, schließlich kommt es auf den Inhalt an und nicht auf die Verpackung. (Tanja Paar, derStandard.at, 22.5.2014)