"Else" Korinna Krauss und Michael Kranz.

Foto: Martinetz

Isoliert in ihrer von Geld und Ansehen bestimmten Welt leben die reichen Hotelgäste in ihrem indischen Urlaubsdomizil. Man vergnügt sich beim Tennis, parliert gepflegt über Kleidung und Finanzkrise. Doch eine drückende Schwüle breitet sich aus, sodass bald jeder Versuch, die Scheinidylle aufrechtzuerhalten, einem Kraftakt gleichkommt. Einen solchen hat auch Else (Korinna Krauss) vor sich, nachdem sie von ihrer Mutter einen Brief erhalten hat: Sie muss Dorsday (Martin Butzke), einen Freund der Familie, um Geld bitten, das ihren Vater vorm Gefängnis retten soll.

"Fräulein Else", basierend auf Schnitzlers Novelle, ist das Debüt der österreichischen Filmemacherin Anna Martinetz, die das Geschehen in die Ausläufer des Himalaya und in die Gegenwart verlegt. "Ich begehre Sie. Ich sehe die Möglichkeit einer Fusion mit kollateralem Vorteil", erklärt Dorsday der Bittstellerin seine Bedingung und beschert Elses innerem Kampf bekanntlich ein dramatisches Ende.

Martinetz spielt mit unterschiedlichen Formen und Stilen, flicht wiederholt dokumentarische Passagen ein und scheut auch vor Naturmystizismus nicht zurück. Die mutige Adaption zeitigt großartige Momente wie diesen: Nach ihrem Treffen mit Dorsday läuft Else im schwarzen Kleid in Zeitlupe durch die Gassen, und selbst Gershwin auf der Tonspur rückt in unerreichbare Ferne: "Summertime, and the livin' is easy." (pek, DER STANDARD, 22.5.2014)