"The Light of The Lodge" heißen die Neonobjekte und die Ausstellung von Joanna Rajkowska in der Galerie Charim.

Foto: Galerie Charim

Wien - "Die Herzen der Freimaurer stehen den Frauen offen, aber die Logen sind ihnen verschlossen", hieß es 1785 im Teutschen Merkur. Zwar gab es zu jener Zeit bereits Frauenlogen, die sich karitativen Zwecken widmeten, aber im Grunde sind Freimaurerei und Frauen zwei Dinge, die ebenso konträr sind wie das Geheimbündlertum und öffentliche Sichtbarkeit. Die Künstlerin Joanna Rajkowska (geb. 1968) hat für ihre Ausstellung The Light of The Lodge in der Galerie Charim allerdings diese Gegensätze vereint.

In einem Video, das eine 2012 für das Copenhagen Art Festival entwickelte Performance dokumentiert, marschieren Frauen in schwarzen Kutten und spitzen Hüten mit Fackeln rasselnd durch die Straßen.

Sie interessiere sich für die Mehrdeutigkeit der Freimaurerei, "das europäischste Kulturprodukt, das man sich vorstellen kann", so Rajkowska in einem Interview: Auf der einen Seite verfolgen die Freimaurer Ideen der Aufklärung wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, auf der anderen gibt es jedoch diese mittelalterlich anmutenden Rituale.

Die Atmosphäre des Zeitalters der Düsternis und die des Geheimen hat die Künstlerin, die sonst überwiegend Arbeiten für den öffentlichen Raum entwickelt, auch für den Empfang in der Galerie vorgesehen: Als moderne Neonlichter präsentiert sie die Symbole der Freimaurer wie etwa Winkelmaß, Zirkel und Maurerkelle.

Rajkowska interessiert aber auch der Umstand, dass die Freimaurer durchaus im Einklang mit dem Postulat des "göttlichen Plans" leben, ihr Gottesverständnis und ethisches Wollen nicht im Gegensatz zum Christentum steht; sie stellt daher etwa eine alte Freimaurer-Bibel aus. Allerdings wurde die Bedeutung der Heiligen Schrift von jeder Loge individuell bewertet. Interessant wäre die Frage, ob das in der Galerie Charim auch stimmig ist. Denn dort, im Palais Gatterburg, befanden sich einst tatsächlich die Räume einer elitären Loge. Zur wahren Eintracht war ein Zentrum der Wiener Illuminaten - mit wissenschaftlichem Schwerpunkt. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 22.5.2014)