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In Bosnien graben Helfer ein Auto nach der Flut und Erdrutschen aus.

Foto: REUTERS/Dado Ruvic

Der Ausnahmezustand in Serbien ist immer noch in Kraft. Eine Flutwelle an der Save wird in der Nacht auf Donnerstag erwartet. Vorsicht sei geboten, verkünden die Behörden, doch man habe alles getan, damit es nicht zu neuen Überschwemmungen kommt. Die Anzahl der Opfer in Serbien ist inzwischen auf 27 gestiegen.

Im Fernsehen kann man fast nur Sonderprogramme über die katastrophale Überschwemmung sehen. Das Kabelfernsehen hat wegen der dreitägigen Staatstrauer alle ausländischen Film- und Musiksender abgeschaltet, auch die zwei Sender des kroatischen Staatsfernsehens. Alle Nachrichten, die nicht glaubhaftes Mitgefühl und Solidarität mit den Betroffenen bekunden, werden als politisch inkorrekt gebrandmarkt.

Einheit des Volkes und der Regierung

Mittlerweile helfen 19 EU-Staaten. "Es kommen immer neue Hilfsangebote der Mitgliedstaaten, und ich bin sehr dankbar für diesen Ausdruck europäischer Solidarität", sagte die für Katastrophenhilfe zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa am Mittwoch.

Schon lange war die Einheit des Volkes und der Regierung nicht so groß wie in diesen Tagen. Der Zusammenhalt wird für die eigentliche Arbeit, die jetzt erst beginnt, auch notwendig sein. Die ersten Schadenschätzungen seien "gruselig", erklärte die Bau- und Verkehrsministerin Zorana Mihajlovic. Ersten Schätzungen zufolge dürfte sich der Schaden auf eine Milliarde Euro belaufen.

Bis Donnerstag wurden rund 32.000 Menschen evakuiert, 2260 Objekte sind überschwemmt und weitere 1763 sind laut Innenministerium bedroht. Wegen des Hochwassers arbeiten die serbischen Kraftwerke nur mit halber Kapazität, Strom muss importiert werden.

Belgrad bittet EU um Hilfe

Ministerpräsident Aleksandar Vucic sagte, dass der Schaden in Serbien zehnmal größer sei als im ebenfalls schwer betroffenen Bosnien und Herzegowina. Belgrad wird mit finanzieller Unterstützung aus dem Solidaritätsfonds der EU rechnen können, sagte Vucic. Die EU-Kommission könnte im August über Hochwasserhilfen entscheiden. Bereits vor den Überschwemmungen war Serbien auf Auslandshilfe angewiesen. Viele Bürger und Unternehmen folgen nun dem Aufruf des Regierungschefs und spenden wie die Weltmeister.

Unklar ist noch, was mit Schulkindern aus den evakuierten Gebieten geschieht. Die Regierung "empfahl", dass sie sich dem Unterricht in anderen Schulen anschließen, doch konkrete Pläne zur Umsetzung gibt es nicht.

In einem überschwemmten Minenfeld nahe der nordbosnischen Stadt Brcko ist am Mittwoch eine Landmine explodiert. Verletzt wurde niemand. (Andrej Ivanji aus Belgrad, DER STANDARD, 22.5.2014)