Wien - Sicher, der Bundeskanzler war  bei der Budgetdebatte unabkömmlich, als am Dienstag Maria Lassnig in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zen tralfriedhof beerdigt wurde. Doch nicht nur Werner Faymann kam nicht, auch Kulturminister Josef Ostermayer, der am Sonntag bei einer Art Song-Contest-Polit-Afterparty fernsehwirksam fast zu Tränen gerührt war, fehlte beim Begräbnis der Weltklassekünstlerin – ebenso wie die Kultursprecher der anderen Parteien und/oder Exministerinnen.

Ostermayer, der im März zu Lassnigs Ausstellungseröffnung nach New York gereist war, bedauert die Terminkollission: Auch er habe im Parlament anwesend sein müssen. Und doch: Das Fehlen des offiziellen Österreich – Ausnahme:_Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny und der Mettnitzer Bürgermeister Anton Engl-Wurzer – scheint posthum Lassnigs Klage über mangelnde Wertschätzung zu bestätigen.

Treffend die Abschiedsworte von Joanneum-Chef Peter Pakesch: Maßlos und unersättlich sei Lassnig in ihrem Bestreben nach Erfolg gewesen – „und sie hatte recht damit“. Ruh’ (rau): Unglaublich zart und spröd und schön begleitete Posaunist Bertl Mütter Lassnigs letzten Weg mit abstrakten Interpretationen von Schuberts Wanderers Nachtlied.

Aus der Musik kenne man das absolute Gehör, Lassnig habe den absoluten Blick des Malers gehabt, sagte Oswald Wiener. Ihr visuelles Talent habe sie aber mit einem gewissen Autismus bezahlen müssen. Unter den Trauergästen ehemalige Studierende, Künstler, Museumsdirektoren, Galeristen aus den USA und Europa.  (asch, DER STANDARD, 22.5.2014)