Grafik: STANDARD

Wien - Am Anfang war auch Oculus Rift - die Brille, die Ausflüge in die virtuelle Realität ermöglicht - nur eine Idee. Über die Crowd-funding-Plattform Kickstarter kamen 2012 stolze 2,5 Millionen US-Dollar zusammen. Im darauffolgenden Jahr machten Investoren insgesamt 91 Mio. US-Dollar Risikokapital locker. Im März 2014 folgte dann der Sprung in die nächste Liga: Facebook kaufte Oculus um zwei Milliarden Dollar.

Beispiele erfolgreicher Start-ups gibt es im kleinen Rahmen auch in Österreich. Allerdings nicht allzu oft. "Das Gründungsgeschehen ist in Österreich gelinde gesagt moderat im Vergleich zu anderen Ländern", sagt Richard Sellner vom Institut für höhere Studien (IHS). "Dafür ist die Überlebensrate vergleichsweise hoch. Das bringt Stabilität."

Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, das Österreich bei der Experimentierfreudigkeit - gemessen an der Zahl junger, schnell wachsender Unternehmen - im internationalen Vergleich nachhinkt. Wie es um die Gründungsdynamik steht, hat Sellner gemeinsam mit Andreas Schibany und Helmut Gassler vom IHS untersucht - im Auftrag des Austria Wirtschaftsservice (AWS), das Start-ups maßgeblich unterstützt. Die Ergebnisse wurden Dienstagabend bei einer Veranstaltung des AWS präsentiert.

Abwärtstrend

Während 2004/2005 Neugründungen etwa 7,5 Prozent der gesamten Unternehmenslandschaft ausmachten, sackte die Gründungsrate in den jüngsten Jahren auf sechs Prozent ab. Dabei begann der Abwärtstrend bereits 2006, also zwei Jahre vor Einsetzen der Finanz- und Wirtschaftskrise. Spiegelbildlich dazu stieg die Zahl der Unternehmensschließungen kontinuierlich an und liegt seit 2009 über jener der Neugründungen.

Der Nettobeschäftigungsbeitrag, also die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze abzüglich der verlorenen, betrug vor der Krise noch bis zu 20.000 pro Jahr und ist zuletzt auf nahezu null geschrumpft, wie die Studie zeigt (siehe Grafik). Dass der Saldo nicht negativ ist, muss daran liegen, dass hauptsächlich Kleinstunternehmen schließen mussten.

Gründe für Erfolg und Scheitern

Analysiert wurden auch die Gründe für Erfolg und Scheitern von Start-ups: "Hemmnisse sind meistens externer Natur und betreffen vor allem die Finanzierung und regulatorische Rahmenbedingungen, aber auch den Mangel an qualifiziertem Nachwuchs. Die Treiber sind hingegen intern zu finden, etwa was Kundenkontakte betrifft", resümiert Sellner.

Auch wenn die Förderkette für Jungunternehmer in Österreich eng geknüpft sei und es für jede Phase ein Angebot gebe, klaffe nach wie vor eine große Lücke, was Risikokapital angeht - gerade für Hightech-Projekte. Dabei ist die Gründerszene recht überschaubar: Sellner schätzt, dass 20 bis 30 Unternehmen, vornehmlich aus den Bereichen Biotech und IKT, überhaupt für eine Geldspritze infrage kommen.

Nach der Talfahrt mache sich aber Optimismus breit, insbesondere im Web- und Mobiltechnologiesektor, sagt Sellner: "Es braucht eben einen langen Atem." (Karin Krichmayr, DER STANDARD, 21.5.2014)