Chris Cacavas (links) und Dan Stuart gastieren am 26. 5. (21.00) live im Wiener Chelsea.

Foto: Darren Andrews

Wien - Bevor Anfang der 1990er-Jahre Typen wie der "Loser" und die Slacker in Mode kamen, gab es eine Band, die für beides prototypisch stand: Green on Red. Diese aus Los Angeles und Tucson zusammengewürfelte Formation zeichnete eine sympathische Misanthropie aus, deren Phlegma sie davon abhielt, sich anzubiedern. In Worte gegossen lautete das: "Why do we play music? We're too lazy to work and too nervous to steal."

Gleichzeitig waren die beiden führenden Köpfe der Band, Dan Stuart und Chuck Prophet, zu schlau, um jene blöde Musik zu machen, die man von ihnen erwartet hätte, nachdem sie der Rolling Stone in den 1980ern als die neuen Rolling Stones ausrief.

Stattdessen veröffentlichten Green on Red großartige, traditionelle Rockalben, denen der Geist des Punk innewohnte, aus dem sich ihre faule Renitenz speiste: Das großartige Here come the Snakes, das beseelte Scapegoats, das genialisch-bittere Too Much Fun.

Das war Musik, mit der ein paar Jahre später Bands wie Wilco weltberühmt wurden. Green on Red waren zu der Zeit schon zerbröselt. Chuck Prophet wuchs als Sonny Boy zum grundsoliden Soloact, Stuart kommt alle paar Jahre aus der Versenkung.

Vor zwei Jahren hat er sein grandioses zweites Soloalbum veröffentlicht: The Deliverance of Marlowe Billings. Ein kleines Meisterwerk in der Schnittmenge von Rhythm and Blues, Countryrock und ausgestrecktem Mittelfinger.

Stuart ist ein lebensweiser, liebenswürdiger Zyniker geworden, der im mexikanischen Exil versucht, bei den Nachrichten aus seiner Heimat das Frühstück im Magen zu behalten. Mit seinem alten Mitstreiter und Buddy Chris Cacavas, der auf zirka 100 wichtigen und halbwichtigen Alben des Americana-Fachs die Tasten gedrückt hat, ist Stuart zurzeit auf Europatournee.

Kommenden Montag gastiert er im Wiener Chelsea. Gehen Sie hin. Dieses Konzert wird zwar niemanden zu einem besseren Menschen machen. Aber es kann einen davon überzeugen, dass Dan Stuart seit 30 Jahren Lieder singt und spielt, die ein größeres Publikum verdient hätten. (Karl Fluch, DER STANDARD, 21.5.2014)