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Bis 2025 soll jeder Nutzer einen Smart TV besitzen, glaubt Netflix-Produktchef Neil Hunt.

Foto: Clemens Bilan/dapd

Am Abend nach Hause kommen und den Fernseher zur allgemeinen Hintergrundberieselung einschalten. Filme zum Hauptabendprogramm ansehen. Die Programmzeitschrift nach Sendungen durchstöbern. Der typische Fernsehkonsum hat sich für viele in den vergangenen Jahren geändert. Streaming-Dienste, Online-TVTheken, Video-on-Demand und Piraterie haben das Fernsehverhalten umgemodelt. Neil Hunt, Chief Product Officer von Netflix, sieht noch mehr Änderungen auf die Fernsehwelt zukommen.

Mehr Personalisierung

Auf der Internet Week Konferenz in New York gab Hunt einen Ausblick darauf, wie Fernsehen im Jahr 2025 aussehen könnte, berichtet Wired. So sollen Inhalte noch stärker personalisiert werden. Bisher hat sich das Fernsehpublikum eher an Sendern orientiert - wer Nachrichten sehen will, schaltet beispielsweise CNN ein. Für jedes Interessensgebiet gibt es eigene Kanäle. Nutzer müssen aktiv auswählen, was sie sehen wollen.

Das soll sich ändern. So arbeitet Netflix laut Hunt derzeit intensiv an einem besseren Empfehlungssystem. Es soll Nutzern Inhalte vorschlagen, die exakt darauf abgestimmt sind, was sie gerade sehen wollen.

Individuellere Inhalte

Jede Serie und jeder Film habe ein Publikum, wenngleich teilweise auch nur ein sehr kleines, ist Hunt sicher. Netflix will Nutzern helfen auch Nischeninhalte zu finden. Den Machern wiederum gebe das mehr kreative Freiheit Sendungen zu produzieren, die auf traditionellen Kanälen eventuell nicht ausgestrahlt würden. Als Beispiel nennt Hunt die Dokumentation "The Square" über den arabischen Frühling, die auf Netflix sehr populär sei, im klassischen Fernsehen dieses Publikum jedoch vielleicht nicht gefunden hätte.

Auch könnten in Zukunft neue Formate entwickelt werden, abseits von wöchentlichen 30-Minuten-Serien oder ähnlichem. So seien Serien denkbar, die nicht aus einzelnen, klassischen Episoden bestehen. Im Internet könnte eine Episode so lange oder kurz sein, wie man es wünsche.

Keine Werbung mehr

Für klassische Werbung sieht Neil Hunt in Zukunft keinen Platz mehr. Beim kostenpflichtigen Netflix-Abo wird keine Werbung angezeigt. Dieses Modell sei laut dem Produktchef sehr populär. Bei einer weiteren Verschiebung vom klassischen Fernsehen zu Netflix-ähnlichen Diensten, stehe auch die Werbeindustrie in den kommenden Jahren vor einem drastischen Wandel. Allerdings könnten basierend auf dem Empfehlungssystem für Inhalte auch stark personalisierte Anzeigen ausgeliefert werden. Für die Nutzer würde das weniger Werbung bedeuten, für die werbetreibenden Unternehmen ein relevanteres Zielpublikum.

Jeder wird einen Smart TV haben

Auch auf der Hardware-Seite hatte Hunt eine Prognose abzugeben. 2014 sollen 100 Millionen Smart TVs verkauft werden. Bis 2025 soll jeder Nutzer einen Fernseher mit Internet-Anschluss zu Hause stehen haben. Unternehmen wie Google, Apple, Samsung oder Sony aber auch klassische Kabelanbieter sowie Netflix würden um die Vormachtstellung am Smart-TV-Markt rittern. Für Kunden bringe das mehr Innovationen und bessere Geräte.

Von Online-Videothek zum globalen Streaming-Dienst

Netflix gehört zu jenen Unternehmen, das den Wandel des Fernsehkonsums besonders stark mitgeprägt haben. Es wurde 1997 als Online-Videothek gegründet, bei der man sich DVDs und Blu-ray-Discs im Abo zuschicken lassen konnte. Später kamen Online-Streaming und die Eigenproduktion von Serien hinzu. So produziert Netflix populäre Serien wie "House of Cards" oder "Orange is the new black".

Zunächst nur in den USA verfügbar, setzte das Unternehmen in den vergangen Jahren auf globale Expansion. Nach eigenen Angaben besitzt Netflix über 40 Millionen Abonnenten. Noch in diesem Jahr soll der Deutschland-Start bevorstehen. Wann es nach Österreich kommt, ist nicht bekannt. (br, derStandard.at, 20.5.2014)