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Pavianweibchen sind in fruchtbaren Tagen einem stark erhöhten Verletzungsrisiko ausgesetzt, in der Säugphase heilen ihre Wunden langsamer.

Foto: EPA/Rainer Jensen

Heidelberg/New York - Seit über 29 Jahren erforschen Wissenschafter in Kenia im Rahmen einer der weltweit längsten Studien von wilden Affen, wie sich die Fortpflanzungszeit auf die Gesundheit von Pavianweibchen auswirkt. Ihre Beobachtungen machen deutlich, dass die Weibchen am häufigsten während ihrer empfängnisbereiten Tage verletzt werden. Außerdem dauert die Wundheilung in den Perioden am längsten, in denen sie ihre Jungen säugen. Das berichten Forscher der University of Notre Dame in Indiana und dem National Museum of Kenya aktuell im Fachblatt "Behavioral Ecology and Sociobiology".

Daten aus vier Jahrzehnten

Fortpflanzung kann gefährlich sein: Sie kostet viel Energie und kann das Risiko von Verletzungen, Infektionskrankheiten und geschwächten Abwehrkräften erhöhen. Manche Tierarten, darunter Affen, leben lange und vermehren sich nur langsam. Um zu verstehen, wie diese Arten mit Fortpflanzungsrisiken umgehen, analysierten die Biologin Elizabeth Archie und ihre Kollegen  Daten, die während des Amboseli Baboon Research Projects in der Nähe des Kilimandscharo gesammelt wurden. Im Rahmen dieses Projektes beobachten Forscher seit 1971 eine Gruppe gelber Paviane. Im Zeitraum von 1982 bis 2011 wurden dabei 707 Verletzungen bei 160 Pavianweibchen aufgezeichnet.

Riskante Interaktion

Durch die Auswertung dieser Daten sind die Forscher besser in der Lage, das Verletzungsrisiko bestimmter Weibchen vorherzusagen. In die Analyse flossen Faktoren wie Menstruationszyklen, Positionen in der Rangordnung und Alter ein. Außerdem wurde berücksichtigt, ob sich ihre soziale Gruppe in zwei oder mehrere bestimmte Gruppen aufteilt. So konnte beispielsweise festgestellt werden, dass sich das Verletzungsrisiko für Weibchen während ihrer Eisprungphase verdoppelt. Dieses Risiko geht auf die Interaktion mit ausgewachsenen Männchen und auch Weibchen im Zuge des Wettbewerbs bei der Fortpflanzung zurück.

Verletzungen von stillenden Pavianmüttern verheilten in einem festgelegten Zeitraum um 21 Prozent schlechter als die Wunden der nicht stillenden Weibchen. Mögliche Gründe hierfür könnten der körperlich schlechtere Zustand der stillenden Weibchen oder ihr allgemein geschwächter Zustand sein, so die Forscher. Die Stillzeit scheine zu beeinflussen, wie gut Wunden heilen, Gewebeschäden regeneriert und Infektionen abgewehrt werden.

Alter als zusätzlicher Risikofaktor

Nicht überraschend für die Wissenschafter war die Tatsache, dass Weibchen von niedrigem Rang einem größeren Verletzungsrisiko ausgesetzt sind als Weibchen mit höherem Rang. So hätten frühere Untersuchungen ergeben, dass diese Paviane eher Opfer von Aggressionen seien und bei Konflikten weniger unterstützt würden als Weibchen, die hoch in der Rangordnung stehen.

Ältere Weibchen ziehen sich laut den Forschern mehr Verletzungen zu, weil sie größere Risiken eingehen, aber auch, weil sich ihre Gesundheit und auch Widerstandskraft generell verschlechtert. Hohes Alter hat demnach noch einen weiteren Nachteil für weibliche Paviane: Verletzungen bei älteren Weibchen heilen langsamer als bei jungen, da ihre Abwehrkräfte und damit ihre Wundheilungskräfte im Alter allgemein nachlassen.

"Auch wenn es nicht klar ist, ob diese Kosten der Fortpflanzung das weibliche Überleben beeinflussen, haben bei vielen Arten Verletzungen und langsame Wundheilung wichtige funktionale Konsequenzen. Dazu zählen beispielsweise eine reduzierte Mobilität, ein größeres Infektionsrisiko und ein erhöhtes Risiko, einem Raubtier zum Opfer zu fallen“, sagt Elizabeth Archie. "Unsere Ergebnisse tragen zu einem verbesserten Verständnis bei, welchen Preis Tierarten mit hoher Lebenserwartung bei der Fortpflanzung zahlen.“ (red, derStandard.at, 19.5.2014)